Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

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Elin89
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Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von Elin89 »

Huhuu :D
Ich habe gestern das erste Mal nach 1,5 Jahren wieder Reitunterricht gehabt. Mein alte Reitlehrerin gibt leider keinen Unterricht mehr, aber sie war sooo toll, ich wollte niemand anderen! Leider sieht es aber auch nicht danach aus, als ob sie bald wieder Unterrichten würde, und bei uns am Hof haben noch mehr Leute nach einer Reitlehrerin gesucht, also haben wir uns zusammengeschlossen. Gestern war dann meine Probestunde, die "Neue" reitet und unterrichtet klassisch, sie soll auch sehr gut sein und gibt in ganz Deutschland Lehrgänge. Mein Pferd lief auch ganz gut, aber ich mach mir so meine Gedanken und vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen oder mögt mir sagen, wie ihr das so seht.

Mein Pferd braucht lange, bis sie locker wird und den Kopf fallen lässt. Je nach Tagesform 20-40 Minuten. Bislang habe ich eben immer sanft die Zügel aufgenommen, leichten Kontakt hergestellt und bin dann viele Wendungen und Tempowechsel geritten. In dieser Zeit war die Kopfhaltung natürlich nicht super und mein Pferd ist mir viel über die Schulter weggelaufen, wir hatten oft Probleme, den Weg zu treffen, den ich gerne wollte. Irgendwann kam dann aber der Punkt, wo sie sich fallen lassen hat und ab da lief sie super. Total fein, hat toll auf die Hilfen reagiert usw. Die "Diskussionen" darüber, wo sie nun lang gehen soll, waren nervig, aber insgesamt war das alles recht sanft und vor allem "freiwillig". Sie hat den Kopf runter genommen, sobald sie wirklich locker war, so kenne ich das.

Gestern nun sollte ich zunächst am ganz langen Zügel reiten und dann zum arbeiten Zügel kurz. SO kurz hatte ich die sonst echt selten! Außen Druck, Innen spielen, wenn sie kaut und abkippt loben und Zügel lang. Das dann immer verlängert - also halten, dann irgendwann im Schritt los und auch recht schnell im Trab. Es war am Anfang ziemlich deutlicher Druck, aber sobald sie abgekippt ist war sie weich und meine Hand auch. Sie sollte halt lernen, dem Druck nachzugeben. So haben wir erreicht, dass sie ziemlich von Beginn an den Kopf unten hatte und eben die falsche Kopfhaltung gar nicht erst trainiert wurde. Sie lief noch recht "triebig", aber daran wollen wir arbeiten, wenn die Haltung sitzt. Eben nicht alles auf einmal.

Ich bin nun hin und her gerissen. Ich kenne es halt, dass man sagt, das Pferd nimmt den Kopf von alleine runter, wenn man "richtig" reitet und es locker ist. Er soll nicht durch Zwang oder Druck runtergeholt werden. Aber es ergibt für mich auch Sinn, dass es natürlich blöd ist, gut 30 Minuten in eher schlechter Haltung zu reiten - das ist auch in all den Jahren nur minimal besser geworden. So hatte sie insgesamt vielleicht maximal 10 Minuten Druck auf dem Gebiss, lief aber ansonsten in toller Kopf-Hals-Haltung und auch druchaus locker dabei.

Wie seht ihr das? Soll der Kopf von eurem Pferd von "alleine" runterkommen, oder ist es okay, am Anfang Druck aufzubauen um dann nicht so lange in schlechter Haltung zu reiten?
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Biggi01
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Re: Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von Biggi01 »

Ich finde es allgemein nicht so gut, den Fokus auf den Kopf/ die Kopfhaltung zu legen. Sondern eben beim Reiter auf Sitz und Einwirkung (im richtigen Moment), beim Pferd auf Rückentätigkeit und Hinterhandaktivität. (so grob gesagt, gehört natürlich noch mehr dazu).

Kopfhaltung kommt dann von alleine, auch bei "Korrekturfällen", nach meiner Erfahrung.

Aber die "Klassiker" arbeiten ja etwas anders, eben auch mit Abkauübungen, lockerem Kiefergelenk usw. Sicher gibt es mehrere Wege zum Ziel :nix:. Wenn du dich beim Unterricht wohl gefühlt hast, warum nicht auch mal was anderes probieren.
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b.e.a.s.t
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Re: Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von b.e.a.s.t »

Naja, dieses über die Schulter weglaufen finde ich echt blöd und würde schon alleine deshalb deine bisherige Methode überdenken, außerdem stimme ich der RL zu das 20-40 Minuten reiten in einer schlechten Haltung nicht optimal sind.

Ich finde die Art wie die RL mit dir gearbeitet hat für MICH schlüssig, ich finde das Ergebnis zählt und wenn man bedenkt das es nach der ersten Stunde schon so schnell besser war, würde ich es an deiner Stelle mal für 2-3 Wochen so weiter machen und dann schauen ob dein Pferd weiter stetig so viel schneller schön läuft.

Manchmal muss man neuen Methoden einfach ne Chance geben und selbst wenn du nach 2-3 Wochen es lieber wieder wie früher machen willst, hast du ja nichts dauerhaft kaputt gemacht wenn du weiter weich und fair bist mit der Hand.

Gerade die Reiter die sich viel Gedanken um faires reiten machen, geben eher zu schnell für zu wenig nach :-) geht mir immer so, ich muss länger den Druck am äußeren Zügel Stand halten, damit ich eine gute Antwort bekomme. Meine Stute antwortet mir oft nur halbherzig weil ich eher zu schnell nachgebe anstatt mal dran zu bleiben und eine exakte Reaktion abzuwarten.
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A.Z.
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Re: Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von A.Z. »

Ich kann so im Rückblick garnicht mehr sagen, was bei meinem Traber schlussendlich Henne und was Ei war...

Aber ich denke, so ganz wären wir nie vom Kopf-hoch-und-weg weg gekommen, wenn ich ihn nicht auch am Kopf und Hals in Form gebracht hätte. :-e DER Longenkurs macht ja z.B. auch erstmal nichts anderes und darüber hat er viel gelernt.

Daher würde ich auch sagen, wenn du dich mit dem Unterricht grundsätzlich wohlfühlst, dann probiere diesen Weg.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

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Elin89
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Re: Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von Elin89 »

Ich fands halt vom Gefühlt her erstmal sehr viel Druck auf der Hand.
Aber es war ihr eben auch wichtig, dass ich nicht rückwärts wirke (find ich gut!) sondern nur Druck aufbaue und stehen lasse - mein Pferd kann also dem Druck ausweichen. Und sie hat am Anfang erstmal das Gebiss lockerer geschnallt, weil sie meinte, so wie es war war quasi permanent zu viel Druck und dann merkt sie ja das Nachgeben nicht.
Was mir nun halt fehlt ist dieses "das Pferd geht freiwillig dahin und hat den Weg eigenständig gefunden" und das "ich sehe dass sie locker ist wenn sie im Genick nachgibt".
Und ja, ich bau auch eher zu wenig Druck auf mittlerweile, in allen Belangen. Aber eigentlich will ich auch gar keinen Druck mehr... nur geht das? Mein Pferd soll ja auch gesund bleiben dabei.
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Riff
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Re: Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von Riff »

Ich unterschreibe bei beast.

Ansonsten worden ich dein Freiwillig durch Selbständigkeit ersetzen . Das Pferd zur Selbständigkeit zu erziehen finde ich ein gutes Ziel. Dafür muss man es aber halt auch reiten und ihm zeigen, was man will, es loben, wenn es mitdenkt, es umsetzt und eben selbständig unter leichter Anleitung arbeitet.

Anleitung und den Weg vorgeben muss man dafür schon, um ihm das Selbstvertrauen zu geben, dass man selber weiß, wo man hin will. Ein Ziel hat. Und das als Team erreicht.
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ehem User

Re: Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von ehem User »

Für mich klingt das sehr nach Symptombekämpfung, ehrlich, mir rollen sich da die Fussnägel hoch, wenn ich das lese.
Ich denke (auch) nicht, dass deine Lösung optimal ist, aber den Weg der RL würde ich nicht gehen wollen. Und dein Gefühl sagt dir doch genau das? Dann hör darauf. Wir waren alle nicht dabei und können nur "raten".

Ich finde wie Biggi, man tendenziell viel mehr Fokus auf den Sitz legen. Wieso kommt man nur immer noch/wieder auf die Idee, erst mal die "Haltung" (Sprich: Kopfhaltung, wenn wir ehrlich sind...) hinzubasteln? Dabei lernt das Pferd echt nur, den Kopf hübsch hinzuhalten, bei komplett durchgefallenem Brustkorb im blödesten Fall.

Und die Abspielerei finde ich persönlich auch eher fragwürdig, sobald sie über ein gewisses Mass hinausgeht. Ja, wenn man sehr gezielt Abkauübungen erarbeitet und sie danach punktuell einsetzt. Aber danach klingt es überhaupt nicht :shy: - eher nach dem "klassischen" wir knatschen so lang im Maul rum, bis das Pferd halt "nachgibt".

Beim LK trägt das Pferd im Übrigen keinen Reiter, ich finde, das macht schon mal per se einen grossen Unterschied. Ausserdem geht es dort ja auch gar nicht um einen "kurzen Zügel", sondern insgesamt um eine eher entspannte Kopf-Hals-Haltung.
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Riff
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Re: Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von Riff »

Also, ein gescheiter RL sollte doch den Unterschied zwischen Kopfhinstellen und etwas erarbeiten kennen und erkennen.

Ebenso wie der Reiter es merken sollte. Erarbeite ich ein gesundes Tragen oder stellt sich das Pferd net hin und drückt den Rücken weg?

Der Sitz ist super wichtig, gehört für mich dazu. Aber ich habe lange genug gesehen, wie echt engagierte Leute über jahrelange Sitzschulung und ohne wirklich zu reiten ihr Pferd zum gesunden Laufen und Kopfsenken bringen wollen.

Sorry. Dafür muss man echt sehr gut sein. Die Pferde liefen und laufen seit Jahren auf der VH ohne Rücken, ziehen die Vorderbeine über den Unterhals vor/hoch, treten hinten nicht mit usw. Trotz Seitengänge , Schulterkontrolle etc. Die latschen einfach nur rum. Es tut mit total leid.

Was haben die Pferde davon? Ich verstehe voll, was du meinst- aber meiner Meinung nach schaffen das nur echt sehr gute Reiter. Da können wir Normalos eher nur von träumen.

Und, je nach Rasse oder Vorgeschichte kann das auch nie passieren. Da kann man warten, bis man schwarz wird.

Mein Araber war gut geritten und ausgebildet- wir hatten es auch mit der "der Kopf kommt von alleine" Sache versucht. Ich hatte eine tolle klassische RL, die sehr viel an Sitz gemacht hat. Aber auch sie hat nach fast 1 Jahr aufgehen und das Training umgestellt. Ab da ging es steil bergauf. Und eine so gue Bemuskelung bei einem (eigentlich Distanz)Araber habe ich nie wieder gesehen. Jeder staunte, dass ein Araber so aussehen kann. Mit dem Warten bis der Kopf fällt Methode wären wir nie gesund geritten.
Er war ein Pferd mit einer top gesunden Muskelatur.

Es ist also nicht so, dass ich nur ein böser Reiter bin, der sein Pferd auch reitet- ich habe schon einiges ausprobiert und nie sofort aufgegeben. Ich sage es immer wieder: man muß seinen Weg finden und auch den für sein Pferd.

Für mich ist es wichtig, dass dabei dann eine gesunde Muskelatur herauskommt.
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Schnucke
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Re: Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von Schnucke »

Ich finde abspielen ok, solange die Hand dabei locker, weich und freundlich ist, Druck klingt für mich nicht wirklich danach. Klar hat man Kontakt aber Druck find ich hat was von zieh, wenn auch die Hand nicht rückwärts wirken soll :nix:
Ich find das Handthema eh schwierig, nur still hinhalten ists bei uns leider auch nicht, wir brauchen schon mal einen Impuls und ich neig(t)e leider dazu, weil ich eine stille Hand wollte, daß die Hand dann auch leicht zu statisch wurde.
Mein RL meinte zu dem Thema dann eine stille Hand ist nicht unbedingt freundlich. Sein zweiter Gedanke dazu war dann, wir haben mehrere Kommunikationsmittel in der Reiterei, wenn wir die Hand still machen, haben wir eines weniger um uns dem Pferd mitzuteilen. Klar reite ich im Idealfall alles über den Sitz, aber ich maße es mir nicht an, das immer und in jedem Ausbildungsstand zu können.
Deshalb find ich schwierig da jetzt zu sagen komplett falsch oder komplett richtig. 40 Minuten Hirschhals ohne Rücken sind genauso unschön/ nicht gut wie runtergezogen :nix:
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

Form und Farbe
ehem User

Re: Neue Reitlehrerin - Meinungen zur "Methode"

Beitrag von ehem User »

Klar, ein gescheiter RL sollte. Nur, wie viele RL sind wirklich "gescheit"? Wie national einer bekannt/gebucht ist, hat damit herzlich wenig zu tun, leider. (Leider!)

Und sooo leicht ist es als Reiter leider nicht, zu erkennen/lernen, ob einen das Pferd wirklich gesund trägt. Es gibt viele Abstufungen zwischen "Rücken weggedrückt" und "Brustkorb wirklich angehoben".

Ein gezielter Sitzunterricht arbeitet genau darauf hin und wenn man jahrelang am Sitz arbeitet, ohne dass sich da was verbessert, war eben auch der Sitzunterricht nicht gut. Deswegen ist nicht Arbeit am Sitz falsch.

Ich mache ausserdem die Erfahrung, dass guter Sitzunterricht automatisch auch z.B. Zügelführung und sonstige Hilfengebung absolut wesentlich beeinflusst. Und ich bin ganz sicher keine begnadete Reiterin.

Ich sage auch nicht, dass das Ziel immer und nur sein sollte, dass sich der Kopf senkt. Keinesfalls! Nur, so wie das klingt... Zügel kurz nehmen und abspielen, ohne primäre Arbeit am Reiter - da sehe ich rot :tuete:

Ergänzend: Okay, Arbeit am Reiter ist viel mehr als Arbeit am Sitz, das stimmt. Fokus/Aufmerksamkeit, Spüren lernen, später Timing und Intensität der Hilfen... Aber das hat alles nicht viel mit Zügel kurz nehmen und abspielen, damit das Pferd abkippt zu tun. So kann doch gar keine gesunde Muskulatur entstehen :-e
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