Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Moderatoren: Sheitana, Cate

Benutzeravatar
Zaubermieze
Sportpferd
Beiträge: 1367
Registriert: Di 5. Apr 2016, 22:26
Wohnort: Nördliche Hemisphäre

Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Zaubermieze »

Amélie zeigt an einigen Wegkreuzungen in Stallnähe sehr deutlich, welches ihrer Meinung nach der richtige Weg wäre. Sie drückt dort stark gegen den Schenkel und versucht, den Heimweg zu nehmen. Ich kann sie auch in eine andere Abzweigung reiten, aber das geht nicht diskussionslos. Es ist klar, dass mein Pferd nicht bestimmen darf, wo es lang geht. Ich frage mich aber, was überhaupt das Ziel sein muss. Muss mein Pferd an einer Abzweigung nach Hause vorbeigehen, ohne mit der Wimper zu zucken? Muss ich mir mit Schenkelklopfen und Gerte Respekt vor dem äusseren Schenkel verschaffen, wenn sie dagegendrückt? Oder ist es akzeptabel, dass sie gegen den Schenkel drückt, solange sie in die gewünschte Richtung mitkommt?

Wie seht ihr das? Wie habt ihr solche Situationen gelöst?
Je m'efforcerai de donner le meilleur de moi-même, afin que ces chevaux me jugent bien dans leur gentillesse et que l'harmonie règne par l'entente entre deux êtres vivants.
Nuno Oliveira
Lisa-Marie

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Lisa-Marie »

Hm, das ist wohl individuell zu betrachten, würde ich meinen. Also, jedem Menschen ist es unterschiedlich wichtig, wie das Pferd reagieren soll. Prinzipiell finde ich es wünschenswert, wenn das Pferd auf feine Hilfen sich lenken läßt (durchlässig ist!), weil das ja die Grundlage der Ausbildungsskala für's Reiten ist.
Dass ein Pferd an einer Wegkreuzung "fragt", finde ich wiederum überhaupt nicht schlimm, MEINE Reaktion ist ein stimmliches "Nein" (kennt mein Pferd) und eben begrenzende Hilfen an der "offenen" Seite, geht er den von mir gewünschten Weg weiter, lobe ich fleißig.
Je früher ich ihn "einrahme", desto weniger Fragestellung kommt von ihm, was nun also einen Versuch wert wäre, ob Du (wenn Du die Wegkreuzungen kennst) etwas früher bereits Dich wappnen kannst und vielleicht auch mit einem Stimmsignal lobst, solange sie fein geradeaus weitergeht.

Also, quasi reagieren, bevor das Pferd weiß, dass es agiert ;-)
Dass Pferde gerne daheim bei der Herde und dem Vertrauten sind, ist für ein Herdentier normal, wenn sie sonst keine Unsicherheiten zeigt (die vielleicht mehr Übung bräuchte - dann wäre vermehrte Vertrauensarbeit vielleicht hilfreich), fände ich auch einen etwas vermehrten Druck von ihr an Deinem Schenkel nicht "schlimm". Sie holt ihn sich ja selbst ab und Du begrenzt, wo nötig ist.
Vielleicht kommt auch mit mehr Übung eine immer feinere Kommunikation zwischen Euch zustande und irgendwann reichen noch feiner Hilfen.
baobap
Sportpferd
Beiträge: 1299
Registriert: Sa 22. Nov 2014, 11:54
Wohnort: Bodensee

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von baobap »

Da muss ich sagen, ich mag es gar nicht wenn ich am "reiten" bin. Bin ich am dahindümpeln am losen Zügel, dann darf das Pferd auch mal die Tendenz zu einem Weg vorschlagen, aber gegen mein Bein gehen wollen oder ignorieren wollen das Bein, das will ich nicht und versuche das zu unterbinden.

Jedes Pferd ist auch anders, meine Elfe ist sowieso feiner und schneller am reagieren, da wird kurz angefragt und wenn ich sofort reagiere ist es auch gut oder ich reagier zu dolle und sie dann leider auch, da lernte ich bei ihr schon die Vorzeichen zu bemerken, wie Muskeln anspannen, Wegrand wechseln, schon um die Kurve schauen...und reagierte früher mit an die Hilfen zu stellen... - unsere Madam (Wuchtbrumme, Schweres WB) allerdings ist da gerne büffeliger. Die wiederum kann unterscheiden, wer auf ihr sitzt. Reitet mein Männe sie, darf sie alles und er hockt ja auch nur drauf und lässt sich tragen, da bestimmt schon sie oft wo es langgeht und wo man dann mal den Anker wirft und grast. Reite ich sie, probiert sie es ein - zwei mal zu büffeln (gegen das Bein oder sogar gegen den Zügel) und wenn es nicht nach ihrem Kopf so klappt, ist sie sofort total fein (Schlaues Dickerchen).

Wir haben eine am Stall, bei der ist es mit ihrem WB immer mehr geworden mit dem selber entscheiden, wo es heim geht, dass sie irgendwann immer stärkere Diskussionen mit ihrem Pferd hatte, der sich dann irgendwann auch immer mehr aufspuhlte und auch mal leicht stieg oder zu bocken begann. Sie sagte schon beim Ausreiten im Vorraus - Achtung, da vorne fängt er gleich an dumm zu tun und dann wartet man áls Mitreiter...
Benutzeravatar
Riff
Pegasus
Beiträge: 11302
Registriert: Do 9. Okt 2014, 18:41

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Riff »

Meiner fragt nur sehr selten mal an. Normalerweise geht er ganz normal durch das Gelände. Wir hatten auch mal eine Woche solche Diskussionen, keine Ahnung, was damals war. Kam aus dem Nichts und war genauso zack wieder weg.

Ich kann sowas gar nicht leiden und unetrbinde es auch, wenn es sich abzeichnet. Wenn ein Pferd meint,es muß da irgendwie dagegen gehen oder einen Aufstand proben: dann gehe ich auch dagegen und setze mich durch.

Ob ich dabei nun auch mal bißchen deutlicher werden muß, hängt vom Pferd ab. Kann es gerne wählen.. Aber Chef bin ich. Punkt. Wir gehen da lang, wo ich lang möchte. Fertig. Kommt es an bestimmten Punkten vor, dann gibt es dort eben "Strafrunden". Selber schuld.

Bin mal ein Pony geritten, das immer an einer bestimmten Stelle im Wald einfach abbog. Egal in welcher Gangart. Wirklich heim ging es da gar nicht, da hätte es bessere Kreuzungen gegeben. Da ist es dann wie Lisa sagt: man muß vorher schon reagieren und klar stellen, dass man das sagen hat und, dass man gewappnet ist.

Klingt jetzt für einige wahrscheinlich wieder voll böse und hart. Ich weiß. Aber, wer mich kennt (auch hier vom Lesen) weiß, dass ich ganz sicher keine brutale Reiterin bin. Aber ich reagiere eben so, dass ich der Chef bleibe.
That's the way the cookie crumbles :keks:
Benutzeravatar
Schnucke
Pegasus
Beiträge: 13051
Registriert: Di 15. Mai 2012, 10:12

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Schnucke »

Also bei meinen zwei Mädels gibt es da keine Diskusionen mehr, ich sag wo es lang geht und mag da auch keine Anfragen mehr. Ich hatte das Thema mit Famosa im Februar und es eskalierte innerhalb von 14 Tage zu nicht mehr ausreiten gehen können ohne irgendetwas woran sie sich hochspulte. Ihr hat da deutlich der feste Rahmen gefehlt und sie hat das dann auch ausgeweitet und immer mehr das Ruder übernommen.
Seitdem sidn wir fast nur noch in der Halle unterwegs, hatten am Boden auch viel :streit: zB beim einsteigen in den Hänger. Seitdem wir geklärt haben wer sagt wos lang geht, kommt auch keine Anfrage mehr im Gelände :freu: und unser zusammensein hat viel mehr Qualität bekommen.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

Form und Farbe
Benutzeravatar
november
Pegasus
Beiträge: 12866
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 09:54

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von november »

Den Vorschreiberinnen kann ich mich nur anschließen.
Als ich meine Stute bekommen habe, hat sie im Gelände ständig gefragt. Nicht nur an Kreuzungen, sondern auch mitten auf dem Weg. Meist hat sie sich die Frage dann selber beantwortet und hat ein fach umgedreht / ist abgebogen. Nicht rumgeworfen, nicht gesprungen oder so, einfach wie ein Panzer umgedreht. Das war natürlich nicht akzeptabel, da es manchmal auch gefährlich war, wenn sie es in Engpässen, an Böschungen etc gemacht hat. Meine Lösung war gegenhalten mit der Hand (natürlich auch mit dem Bein, aber die Hand war das Wichtigste). Dabei habe ich ihr einige Male das Gebiss durchs maul gezogen. Wohlgemerkt, ich habe nicht am Zügel gezogen, sondern nur die Hand unerbittlich stehen gelassen. Da kann man sehen, mit welcher Vehemenz und welcher Kraft sie ihren Willen durchsetzen wollte. Mit der Zeit gab sich das Problem dann. Meine Konsequenz, gepaart mit dem Versuch, Umkehrversuche zu erkennen und zu unterbinden, brachte recht schnell Erfolg.
Heute macht sie es gar nicht mehr, höchstens fragt sie mal, indem sie stehen bleibt oder langsamer wird. Das finde ich okay, so lange ich es jederzeit auflösen kann (was immer der Fall ist, wenn sie nicht stehen geblieben ist, weil sie vor etwas Angst hat).

Körperliches "Gegenhalten" würde ich nicht mehr tolerieren, da es schnell zu sehr unangenehmen oder auch gefährlichen Angewohnheiten führen kann.
Little by little, one travels far.
Love, Trust and a little Pixiedust
Benutzeravatar
Zaubermieze
Sportpferd
Beiträge: 1367
Registriert: Di 5. Apr 2016, 22:26
Wohnort: Nördliche Hemisphäre

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Zaubermieze »

Danke für eure Meinungen. Ich denke, ich muss früher einschreiten. Ich weiss zwar, an welchen Stellen sie das macht, aber ich reite dann einfach weiter, statt dass ich bereits bei den ersten Anzeichen, dass sie mir gegen den Schenkel geht, korrigiere, vielleicht anhalte, umdrehe usw. und damit einen grösseren Kampf vermeiden könnte. Ich hab mir bisher auch nicht gross Gedanken darüber gemacht, weil ich ja immer noch weiterreiten konnte, aber meine RB hat diesbezüglich offenbar grössere Diskussionen mit ihr und dann versucht sie es auch bei mir.
Je m'efforcerai de donner le meilleur de moi-même, afin que ces chevaux me jugent bien dans leur gentillesse et que l'harmonie règne par l'entente entre deux êtres vivants.
Nuno Oliveira
Benutzeravatar
WaldSuse
Einhorn
Beiträge: 9482
Registriert: So 20. Mai 2012, 21:52
Wohnort: Pfahlbauten

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von WaldSuse »

Ich kenne das von meinem Buben auch.Mal mehr,mal weniger. Ich habe festgestellt,daß er mehr nach Hause zieht,wenn es ihm nicht gut geht.Also ihn seine Allergie wieder mehr plagt.Wenn es ihm gut geht,fragt er deutlich weniger an,ob wir nicht nach Hause gehen können.
Ich lasse es ihm trotzdem nicht durchgehen.Mir gehts auch manchmal nicht gut und ich kümmere mich trotzdem um ihn.
Ich merke es schon recht früh,wenn er in eine bestimmte Richtung zieht.Ich rede dann mit ihm und bilde in meinem Kopf das Bild,wo wir geradeaus gehen.Gleichzeitig lege ich sanft die Schenkel an und nehme die Zügel etwas an.Wenn er sich dagegen stemmt,halte ich ihm die Gerte vor das Auge an der Seite zu der er gehen will.Das hilft .Er wird natürlich fest gelobt,wenn er brav ist.Und komischerweise schnaubt er meistens zufrieden ab. ;)
Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
die Hand hin halten.
Benutzeravatar
wiassi
Sportpferd
Beiträge: 1750
Registriert: Di 15. Mai 2012, 16:07
Wohnort: im Auenland

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von wiassi »

Hmmm...das Problem habe ich erstmals auch, bzw. es kommt nächstes Jahr wieder auf mich zu schätze ich. Dieses Jahr reite ich nicht, da ich was auskuriere, aber bei den letzten Ausritten letzten Herbst, die wiederum die ersten waren, nachdem Meiner wieder ok und fit war, hatten wir auch plötzlich das Thema Stalldrang. Dabei geht er begeistert ins Gelände los, ist immer fleißig, fein an den Hilfen und brav. Aber wenn ich ihn umdrehe..arabische Emirate live. Schweifantenne hinten hoch, schnorchel, Schritt? Wie war das im Mittelteil? Er ist in der Lage in jeder Geschwindigkeit zu traben. Oder zu galoppieren. Auch auf der Stelle. Halten geht jederzeit, stehen nicht, er dreht dann oder versucht es zumindest und wird hibbelig. Seitengänge sind keine Option, die gehen auch in jeder Gangart und auch mit Wechsel der verschiedenen Seitengänge alle drei Tritte möglich ohne ihn runter zu fahren. Ich wußte mir letztes Mal nicht anders zu helfen, als ihn mit den (bereits früher vor seinen OPs schon mal angefangenen) halben Tritten zu fordern, also anhalten, rückwärts, antreten in halben Tritten um die Spannung aufzunehmen und umzuleiten, antraben mit vorwärts, anhalten usw. . Wir haben dann wirklich ein paar schöne Tritte hinbekommen und er war dann auch bald ausgepowert und endlich da untrainiert der Lage am langen Zügel Schritt zu gehen. Aber wenn er wieder im Training ist, was mache ich dann? Er ist ja nicht ungehorsam im eigentlichen Sinne ich kann auch absteigen und ihn ablegen, auch das macht er brav. Aber er pullt eben auf dem Nachhause weg, das es echt unentspannt wird. Irgendwelche Ideen hier?
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

http://www.reitschwein.de
Benutzeravatar
Zaubermieze
Sportpferd
Beiträge: 1367
Registriert: Di 5. Apr 2016, 22:26
Wohnort: Nördliche Hemisphäre

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Zaubermieze »

Bei meiner haben T.Touch und üben, dass sie am hingegebenen Zügel das Tempo beibehält, viel geholfen, um den Stalldrang zu kurieren. Die Hektik hat sie mittlerweile völlig abgelegt. Die Diskussionen an Abzweigungen sind wirklich das einzige, was noch an Stalldrang geblieben ist.
Je m'efforcerai de donner le meilleur de moi-même, afin que ces chevaux me jugent bien dans leur gentillesse et que l'harmonie règne par l'entente entre deux êtres vivants.
Nuno Oliveira
Antworten