Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Moderatoren: Sheitana, Cate

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Cate
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Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Cate »

Ich lasse mich da auch nicht auf Diskussionen ein, ich habe schon Situationen erlebt, wo nur der Reiter erkennen konnte, dass der vom Pferd angedachte Weg gefährlich war (Bundesstraße, Bahngleise etc.).

Bei uns hat immer geholfen, das Pferd konsequent rechtzeitg an den Hilfen zu haben und gut einzurahmen, bzw. je nach Getue und Ausbildungsstand mit Lektionen zu beschäftigen - so ein paar Zickzack-Traversalen oder Schulterherein-Volte-Kruppeherein können sehr beruhigende Wirkung haben :mrgreen: - bei einem sehr hartnäckigem Fall (steigen und bocken) ließ ich uns vorher an die Leine nehmen und als Handpferd über die Kreuzung lotsen.
Noras Vorgänger hat in höherem Alter manchmal Wege durch Hingucken vorgeschlagen, und das war dann völlig ok, er wäre anstandslos weitergegangen, hätte ich ihm es gesagt. Nora selber ist nach einer Grundsatzdiskussion überall in meine Richtung gelaufen, sie hat sich nur einmal wirklich vehement geweigert, in den Wald zu gehen, das habe ich ihr dann auch "durchgehen" lassen. War auch gut so, kurz später fiel da ein großer Baum um, der hätte uns sonst vielleicht erwischt ....
Prinzipiell muss ein ausgebildetes Pferd ohne Aufstand und Diskussion dorthin gehen, wo ich es will, habe ich ein gutes Vertrauensverhältnis, kann es gerne höfliche Vorschläge machen und weigert es sich trotzdem vehement, irgendwo hin zu gehen, weiß es vielleicht mal mehr als ich. :-)
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Schnucke
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Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Schnucke »

Cate :five:
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sacramoso
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Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von sacramoso »

Cate hat geschrieben:Prinzipiell muss ein ausgebildetes Pferd ohne Aufstand und Diskussion dorthin gehen, wo ich es will, habe ich ein gutes Vertrauensverhältnis, kann es gerne höfliche Vorschläge machen und weigert es sich trotzdem vehement, irgendwo hin zu gehen, weiß es vielleicht mal mehr als ich. :-)
:five:

An sonsten möchte ich noch anmerken, daß ich es grundsätzlich gut finde wenn Pferd nach Hause laufen will. Sprich im Falle eines Unfalls im Zweifelsfall in den Stall zurück läuft und die können dann ein mobiles Suchkommando starten wenn ich irgendwo im Wald liege. Oder ganz banal: ich habe mich auch schon nachts im Nebel von Tamino nach Hause bringen lassen wo ich selbst keine Möglichkeit mehr hatte den Weg auch nur ansatzweise zu sehen/ finden.
Andererseits gilt für mich grundsätzlich im Umgang mit Pferden: gegenseitiger Respekt und das letzte Wort hat der Zweibeiner. Klar kann Pferd gerne einen Vorschlag machen aber letztlich sollte er immer so an den Hilfen stehen bzw rittig sein, daß (auch oder gerade in Gefahrensituationen) ich die letzte Entscheidung habe.

Ein nettes Bild dazu:
Wer würde freiwillig mit einem Auto mit defekten Bremsen, defekter Lenkung und einem Gaspedal das gelegentlich bei Vollgas hängen bleibt eine Paßstraße im Gebirge befahren?
Vollkommen verrückt?? --> es gibt genügend Reiter die so im Gelände unterwegs sind...
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
baobap
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Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von baobap »

Ein nettes Bild dazu:
Wer würde freiwillig mit einem Auto mit defekten Bremsen, defekter Lenkung und einem Gaspedal das gelegentlich bei Vollgas hängen bleibt eine Paßstraße im Gebirge befahren?
Vollkommen verrückt?? --> es gibt genügend Reiter die so im Gelände unterwegs sind...[/quote]


Das ist ein wunderbarer Vergleich.
ehem User

Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von ehem User »

Ich will hier kurz allgemein anmerken, dass ich es höchst spannend finde, wie unterschiedlich die Beiträge mit der fast gleichen Grundaussage bei mir ankommen.

Ansonsten schliesse ich mich dem Tenor an: Mir ist es sehr wichtig, dass mein Pony jederzeit durchlässig und wirklich fein ist, sonst ist es einfach gefährlich. Ich hatte mal zwei Wochen lang geübt, dass ich jedes Mal absteige, zurückführe und wieder aufsteige, als er an der Stelle X regelmässig durchstarten wollte. Das war erst Mal nur zehn Meter vom Stall weg. Das hat sehr, sehr, sehr (!) viele Nerven und Zeit gebraucht, uff. Aber dafür haben wir das Problem gründlich gelöst - ohne, dass ich grob, laut oder unfreundlich werden musste. Ich liess ihn eigentlich nur passiv/neutral "gegen die Wand laufen", und das schon bei der kleinsten Tendenz, unsensibel zu werden. Und das dann halt immer, immer wieder.

Zusätzlich habe ich mit dem Clicker (ich halt ;) ) gearbeitet und jede Kooperation über den "normalen" Standard hinaus belohnt. Ich habe noch nie so viele Jackpot-Leckerlies verteilt wie in diesen zwei Wochen, und auch heute noch falle ich ihm (im übertragenen Sinn) jubelnd um den Hals, wenn er in einer für ihn schwierigen Situation zuhört. Weil es einfach nicht selbstverständlich ist, dass ein Fluchttier mit eigener Herde in fremder Umgebung 100% auf einen einzelnen Menschen hört.
Trixi J
Jährling
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Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Trixi J »

Gibt ne schöne alte Geschichte von meinem Pferdeopi, der hatte damals, als er schon alt und so halb in Rente war, eine sehr vorsichtige und ängstliche RB. Die war begeistert, dass sie mit ihm ruhige, entspannte Ausritte machen konnte und vor nichts Angst haben musste. Er war allerdings der Meinung, dass sie nur ca 45-60 min gebucht hatte. Es war sein Gelände, er kannte sich aus, egal in welche Richtung sie ging, ab einem gewissen Punkt suchte er den Weg aus und sie war immer nach max 1 std wieder zuhause. Sicher und ruhig, aber ohne viel Mitbestimmung ;)

Das lasse ich unserem Haffi jetzt nicht durchgehen. Er "fragt" auch gerne mal an Wegkreuzungen. Fragen ist ok. Bevor ich mich da auf was mit gegen Zügel und Schenkel gehen einlasse, soll er lieber konsequent halten und kurz durchschnaufen. Da dulde ich aber nur wirklich konsequentes stehen. Kein rückwärts-seitwärts getrippele. Entweder geht es dann ruhig weiter - oder , wenn er hibbelt, versuche ich ihn sanft, aber bestimmt, in einen lockeren Trab zu bringen, dann traben wir die Wegkreuzung sozusagen weg.

Wir reiten ihn zu zweit - meine Mitreiterin hat etwas mehr Probleme damit als ich. Ich bin einen Tick energischer, aber ich glaube,der Hauptunterschied ist, dass ich meinen Hund dabei habe. Zum einen bin ich etwas weniger aufs Pferd konzentriert, nicht unaufmerksam, aber ich hab halt auch immer den den Jagdhund im Blick und überlege deswegen nicht schon vorher, ob das Pferd vielleicht an der nächsten Kreuzung Theater machen könnte... und vielleicht passiert es auch seltener WEIL ich nicht drüber nachdenke????
Und, auch wichtig, ein Teil seines "Rudels" , nämlich der Hund, läuft vor. so aus Pferdesicht - der hund würde die grosse Gefahr an der nächsten Weg Kreuzung also schon vor ihm sehen...

Vielleicht ist es auch oft ein Thema von Sicherheit vermitteln. Wenn man sich selber immer wieder klarmacht, dass der Weg weiter weg über die nächste Kreuzung für einen selber ganz bestimmt nicht gefährlich ist, ist die Chance gut, es seinem Pferd das auch zu vermitteln. Tief durchatmen, bei sich bleiben, konzentriert bleiben... etc. .. . Ich hab sozusagen meine Hündin dabei als Hilfsmittel.

Lg, Trixi
Reitmaus
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Re: Wieviel Stalldrang an Wegkreuzungen ist OK?

Beitrag von Reitmaus »

Mein Pferd hat es damals ganz zu Anfang einigemale gemacht, dass er 180 Grad Wendungen machen wollte und den Weg retour gehen wollte. Zuvor hatte er schon angemerkt, dass er lieber umkehren würde, und wenn ich dies abgelehnt hab, hat er kurz darauf einfach versucht umzudrehen. Ich mag nicht gegen mein Pferd "ankämpfen", denn im Zweifel zieh ich kräftemässig den Kürzeren. Ausserdem ist es unschön, GEGEN das Pferd zu agieren. Also hab ich seine Wendung fröhlich unterstützt, sodass eine 360 Grad Wendung draus wurde und er wieder in Fahrtrichtung stand. Er hat dann etwas irritiert dreingeschaut, und weil ihm so schnell nichts besseres einfiel, ist er dann erstmal brav weiter vorwärts gegangen, was ich noch fleissig gelobt hab. Nach ein paar solcher Erfahrungen war eigenmächtiges Umdrehen kein Thema mehr :D
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