Weide in den Griff bekommen

Moderator: Sheitana

ehem User

Weide in den Griff bekommen

Beitrag von ehem User »

Hi :) ,

wer von Euch hat Ahnung davon, wie man eine nicht pferdegerechte Weide in den Griff bekommen?

Wir haben ein Haus mit ca. 3 ha Land gekauft. Die Weideflächen sind seit ca. 5 Jahren sich selbst überlassen. Der Vorbesitzer hatte nur die Strecke meines jetzt anvisierten Paddocktrails regelmäßig gemäht ( er hatte das Ganze als englischen Landschaftsgarten angelegt, dann aber irgendwann vernachlässigt). Wir haben die Weideflächen vor ca. 3 oder 4 Wochen von einem Lohnunternehmer durchmulchen lassen, um mal einen Überblick zu bekommen. Was sich nun zeigt, gefällt mir nicht :( .

Der Sauerampfer ist nicht so schlimm. Den haben wir dieses Wochenende fast vollständig ausstechen können. ABER: Brennesselfelder ohne Ende. Und sonst nur irgendwelche Queckendinger und ausschließlich Gras. Ich nehme an, das Hochleistungsgras, das auf den anliegenden Kuhweiden wächst. Keinerlei Kräuter oder sonst was. Höchstens noch so ein Gewächs, dessen Name ich nicht kenne. Sieht entfernt aus wie ein Farn, nur filigraner, kleiner und buschiger.

Meine Frage nun: was die ausgedehnten Brennesselhorste betrifft. Muss ich da komplett die Wurzeln entfernen oder reicht es, wenn ich die Brennesseln nerve, sprich: nicht ungestört wachsen lasse? War da bisher mit der Motorsense bei und habe von oben die Wurzelschicht angekrazt und habe teilweise die Wurzeln von Hand entfernt (scheint aber ein Lebensprojekt). Heute habe ich nochmals drüber gemäht bis der Aufsitzrasenmäher schlapp gemacht hat.

Und: wie bekomme ich Kräuter in die Weide? Reicht es, wenn ich welche im sich erholenden, ohnehin von Gras völlig freien Brennesselbereich säe oder haben die keine Chance, bzw. werden sofort verdrängt?

Wer kann mir - aus Erfahrung - überhaupt was raten in dieser Situation?

Für die kommende Weidesaison habe ich keinen Stress. Meine Stute, die jetzt seit 2 Monaten - zusammen mit ihrer Mutter - bei uns am Haus lebt, ist ohnehin eine Rehekandiatin und endless Weide steht ohnehin nicht an. Und auf dem eigentlichen Hausgrundstück, angrenzend an den Offenstall wächst erstmal genug Gras. Die Mama ist zwar keine Rehekandidatin bisher, aber sie teilt jetzt einfach das Schicksal ihre Tochter. Die beiden sind gerade ohnehin ungerne getrennt voneinander ;) .

Liebe Grüße

Tanuschka
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kolyma
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Re: Weide in den Griff bekommen

Beitrag von kolyma »

Was wurde außer Mulchen bisher gemacht?
Es empfiehlt sich auf alle Fälle noch die Fläche zu kalken. Gerade wenn Sauerampfer wächst ist das ein Indikator für übersäuerten Boden. Kalk schafft Ausgleich.
Brennesseln haben wir letztes Jahr gespritzt (ja - böse - muss man aber nicht machen, bei uns wars halt auch recht extrem), die Wurzeln ausgegraben, die Flächen komplett neu angelegt und jetzt wächst da keine mehr.
Ansonsten Brennesseln immer kurz halten.

Du kannst die Weide auch nochmal abschleppen lassen und Kräuter einsähen. Macht m.E. aber wenig Sinn da diese Grasmischungen exorbitant teuer sind und sich - der Erfahung auf unserer Weide nach - kaum gegenüber anderen Gräsern durchsetzen. Aber das kann man probieren. Allerdings - diese Mischungen sind WIRKLICH unverschämt teuer.

Es kommt auch ein bisschen auf den Boden an, was bei euch wächst. Wenn Hochleistungsgräser wachsen, hat sich das meistens nach zwei Jahren erledigt, wenn nicht mehr gedüngt wird ^^
Allerdings öffnet das Unkräutern (die die Pferde nicht fressen) Tür und Tor.

Wichtig wäre - jetzt mal ohne über die Einsaat nachzudenken - regelmäßiges mulchen, kalken und ggf. abschleppen. Dann sollte sich zumindest die Zunahme von Unkraut in Grenzen halten.
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Biggi
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Re: Weide in den Griff bekommen

Beitrag von Biggi »

Brennessel kriegst du nach unseren Erfahrungen gut durch kleinhalten in den Griff. Dauert 1 bis 2 jahre, dann sind ie Stellen klein bis weg.

Nachsäen macht nur dann Sinn, wenn die Saat eine Chance hat groß zu werden, sich fest zu verwurzeln und zumindest teilweise Samen zu bilden.
Dazu darf die Fläche zumindest teilweise bis Juni/Juli nicht abgeweidet werden.

Fruktanarme Saatgutmischungen kosten zwischen 70 und 100 Euro je 10 kg. Mit Kräutern teurer. Ob das teuer ist oder nicht, ist ansichtssache.

Reine "Reperatursaaten" sind natürlich wesentlich billiger. Wer die möchte -bitte. Jeder kann nachlesen, was da drin ist.
Viele Grüße

Birgit

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kolyma
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Re: Weide in den Griff bekommen

Beitrag von kolyma »

bei 100 Euro ist man bei einer duchschnittlichen Einssaat die sich durchaus für Pferde eignen. Kräuterweiden kosten deutlich mehr. Wer das Geld hat - bitte. Aber wenn davon weniger als 1/3 auskeimt, ärgert man sich bei 3ha Land schon. Denn dann ist wirklich viel Geld kaputt, dafür, dass nix passiert ist. Die Chancen stehen besser wenn man alles erst mal platt macht. Dann kann man aber davon ausgehen, dass man erst nach etwa 2 Jahren eine nutzbare Weide hat.

Ich bin ja immer dafür die Wirtschaft mit Geld anzukurbeln. Aber diese Einsaaten sind immer ein relativ hohes Risiko. Ich wollte das auch nur angemerkt haben - nichts ist schlimmer als blauäugig an so ein Thema ranzugehen. Immerhin kann man für sich selbst das Risiko abwägen.

Würde ggf. erst mal das Geld investieren und Bodenproben machen lassen - dann die Einsaat aussuchen. Da hat man immerhin schon mal nen Überblick was gut keimen könnte und was der Boden noch an Vorbereitung vor der Saat braucht.
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Biggi
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Re: Weide in den Griff bekommen

Beitrag von Biggi »

kolyma hat geschrieben: Würde ggf. erst mal das Geld investieren und Bodenproben machen lassen - dann die Einsaat aussuchen. Da hat man immerhin schon mal nen Überblick was gut keimen könnte und was der Boden noch an Vorbereitung vor der Saat braucht.
Stimmt! Wenn der Boden bspw. total versauert ist, wird gar nix richtig sprießen. Und viele Kräuter wachsen noch lange nicht auf jedem Standort.
Viele Grüße

Birgit

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Lottehüh
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Re: Weide in den Griff bekommen

Beitrag von Lottehüh »

Also ich freu mich über jede Brennnessel, die bei uns wächst. Über die würde ich mir an Deiner Stelle gar keinen Kopf machen. Die sind doch so gesund. Wenn das mal kein „Kraut“ (-> Kräuterweide) ist. Pablo frisst die sogar im Sommer schon vom Stängel, aber spätestens im Herbst, wenn sie nicht mehr brennen, mampfen die Pferde die alle weg. Und für Lotti sense ich im Sommer welche und lasse sie ein paar Stunden liegen. Die Pferde lieben sie. Ich hab welche unter den alten Eichen gehabt, da hab ich aber im Winter ab und zu Heu gefüttert. Jetzt wachsen da leider keine mehr. Ist wohl auch ein einfacher Tipp gegen Brennnessel ;-)
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
ehem User

Re: Weide in den Griff bekommen

Beitrag von ehem User »

Vielen Dank für Eure Rückmeldungen :) !

Wisst Ihr, wo ich solch`eine Bodenprobe untersuchen lassen kann? In der Tat, es macht wenig Sinn, da jetzt einfach drauflos zu säen.
Kann man unabhängig davon mit der Gabe von Kalk etwas falsch machen? Wahrscheinlich schon, oder? Und das bringt mich gleich auf`s nächste. Was ist an Maschinen, bzw. Geräten absolut unabdingbar? Wir haben einen kleinen Kommunaltracktor (Iseki) vom Vorbesitzer übernommen. Mit dem konnten wir uns mit dem Erdlochbohrer das Setzen der Zaunpfähle enorm erleichtern. Man kann auch ein Mähwerk dranmachen, das ist aber so aufwendig, dass mein Mann da im Moment noch vor zurückschreckt, da wir den Erdlochbohrer noch benötigen :mrgreen: . Der kleine Aufsitzrasenmäher, mit dem mir das Mähen (und Mulchen) total Spaß gemacht hat, hat nach 3 h schlapp gemacht und gibt keinen Mucks mehr von sich.
Wie würde man zum Beispiel den Kalk gleichmäßig aufbringen?

Was die Brennesseln betrifft, Lottehüh, selbst wenn ich alle Brennesseln von der Weide verbannen würde, hätte wir noch mehr als das Doppelte insgesamt über unser Grundstück verteilt. An Brennesseln wird es unseren Pferden nie mangeln ;) . Die wachsen hier wirklich überall. Nur auf der Weide sind sie stellenweise derart dicht, dass da über eine große Fläche nichts anderes mehr wächst und der Boden nur noch aus Brennesselwurzeln besteht.

Und wisst Ihr, wieso dieses Hochleistungsgras andere für Pferde geeignetere Gräser und Kräuter verdrängt? Es wäre kein Problem für mich, einige Stellen aus der Weide auszugrenzen, bzw. einzuzäunen und dort so ein Gras anzusäen, ohne dass die Pferde das sofort abmampfen. Ich könnte es auch erstmal ganz stehen lassen, damit es sich selbst weiter aussäht. Aber irgendwann mal sollen sie es ja fressen. Und ich habe schon mehrfach gehört, dass solche Versuche scheiterten, weil immer wieder dieses andere Gras durchkommt und das "Pferdegras" verdrängt. Wieso eigentlich?

Viele Grüße

Tanuschka
Wallinka
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Re: Weide in den Griff bekommen

Beitrag von Wallinka »

bei den meisten Wiesen kann man mit Kalk nicht viel falsch machen- wir hatten die Ausnahme (und glücklicherweise eine Bodenprobe gezogen)

Untersuchen lassen kann man die zB bei der Lufa, ev kann dir auch der Raiffeisenmarkt um die Ecke ein Labor in deiner Nähe empfehlen, G.oogle spuckt zB noch Agro.lab aus.

Verschiedene Gräser werden zum einen unterschiedlich gern gefressen, die, die am meisten gefressen werden, haben weniger Chancen, sich auszusähen/nachzuwachsen und werden dadurch eher wieder verdrängt. Zum anderen sind Gräser auch unterschiedlich trittfest und die trittfesteren haben halt die besseren Überlebenschancen.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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kolyma
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Re: Weide in den Griff bekommen

Beitrag von kolyma »

Ich glaube nicht, dass man mit der Gabe von Kalk so wahnsinnig viel falsch machen kann. Die meisten Böden sind übersäuert. Ein Anzeiger dafür ist der Sauerampfer, den du ja hast. Dass ein Boden zu basisch ist, kommt selten vor. Und selbst dann ist kalken nicht gleich ein Drama.

Also was immer gut ist, wenn man ein Gerät zum abschleppen und mulchen hat. Das bringt wirklich unglaublich viel. Wenn eine Weide abgefressen ist, dann diese mulchen und man kann davon ausgehen, dass die sich doppelt so schnell regeneriert, wie wenn man nicht mulcht.

Ansonsten gibts Gäser - beispielsweise das Honiggras - welches von Pferden nicht so wahnsinnig gerne gefressen wird. Es gibt Pferdeweide-Mischungen mit einem hohen Anteil daran. Das schützt auch ein kleines bisschen vor Verbiss. Aber das kommt immer auch auf die Weidefläche an. Wir haben recht wenig, und da scheren sich die Pferde auch kaum darum. Die fressen halt alles.

Was die Brennesseln angeht - da scheinen die Pferdegeschmäcker verschieden sein. Die Pferde bei uns im Stall machen einen großen Bogen um die Brennesseln. Unsere Stallhelfer versuchen auch die Brennesseln kurz zu halten - wirklich geholfen hat jetzt nur die Radikalkur. Seither konnten wir zwei riesige Felder entfernen und dort wächst jetzt Weidegras. Allerdings lege ich nicht die Hand ins Feuer, dass wir da nächstes Jahr wieder Brennesseln haben.


Aber noch etwas zum Thema Geräte: eine elektrische Sense kann auch ein Segen sein. Vor allem wiel man damit überall hinkommt. Wir äppeln zwar gründlich ab - haben aber trotzdem Geilstellen. Die mähen wir mit der Sense ab und so können sich auch dort wieder schmackhaftere Gräser ansiedeln.
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Trixi J
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Re: Weide in den Griff bekommen

Beitrag von Trixi J »

Hi,

nach meiner Erfahrung hilft auch Geduld. Eine lange vernachlässigte Fläche wird halt nicht gleich im ersten Jahr die perfekte Pferdeweide.....

Brennesseln: Ich sense die ab und lege sie den Pferden ins Paddock - für die Zeit, in der sie nicht auf der Weide sind. Die werden gefressen, wenn sie genug angewelkt sind - ich finde dass super praktisch, ein gesunder Snack über Nacht - bis nächsten morgen sind sie alle weg.

Wenn ihr sehr viele davon habt, ist dass nach meinem Wissen ein Anzeiger für einen stickstoffreichen Boden - Düngen würde ich also auch lieber nur nach Bodenprobe. Wo man die machen kann ist glaube ich von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, sind meist Institute, die mit den Landwirtschaftskammern zusammen arbeiten. Ich würde es mal für dein Bundesland googlen.

Mit Kalken kannst du nicht soviel falsch machen - man macht es eigentlich im zeitigen Frühjahr, geht jetzt aber auch noch. Der boden sollte aber feucht sein -am besten, bevor es anfängt zu regnen. Wir machen dass auf kleinen Flächen mit der Hand, Schubkarre und schön gleichmässig daraus streuen. Für den Trecker bräuchte man glaube ich einen Streuwagen??

Ansonsten: Alles unerwünschte immer schön kurz halten und abmähen, auf gar keinen Fall blühen lassen - dann wird es nächstes Jahr schon deutlich weniger. Sollte bei einigen Stellen wirklich garkein vernünftiges Gras wachsen, würde ich eher zum Spätsommer/Frühherbst über umgrabben/eggen und Neuansaat nachdenken. Dass dann bei warmen, feuchtem Wetter und so, dass die Pferde danach nicht mehr drauf kommen. Dann ist die Chance, dass sich da zum nächsten Jahr eine stabile Grasnarbe bildet, am besten.

Viel Glück und liebe Grüsse,
Trixi
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