Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Moderator: Sheitana

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eifelreiter
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Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von eifelreiter »

Mich würde es mal interessieren, ob ihr eure Pferde in "Robusthaltung " oder in "Freihaltung" ,wie die LAG es nennt, haltet?
Wie sind eure Erfahrungen? Welche Weidegrößen / Mindestmaße habt ihr pro Pferd?
Müsst ihr im Winter zufüttern? Wenn ja, was und wieviel?
Wie sieht es im Sommer aus ? Behalten eure Pferde ihre Figur? ;)

Freue mich über eure Erfahrungen...
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WaldSuse
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Re: Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von WaldSuse »

Dustin stand vom Juli 2010 bis zum Juli 2012 in Robusthaltung.Das heißt,er "arbeitete" zusammen mit vier-fünf anderen Pferden und einer wilden Rinderherde als Landschaftspfleger auf einem 14ha ǵroßen Grundstück,welches dem BUND gehört.Hin und wieder weideten auch Schafe dort.Es gab dort nichts außer dem großen,sumpfigen Grundstück mit ein paar matschigen Wasserlöchern und Gräben und einem Unterstand,den die Pferde mit den Rindern teilen mußten,wie die Heuraufe im Winter auch.
Dustin war glücklich dort,sehr glücklich.Und er wurde gesund dort,denn er kam mit schlimmer Mauke in den Matsch.Aus einem blitzsauberen Stall mit Boxenhaltung.Da wurde er krank.Im Matsch und der Freiheit wurde die Mauke ganz schnell Vergangenheit.Bis heute plagt mich mein Gewissen,ob ich ihn nicht hätte dort lassen sollen.Aber für mich als Reiterin gab es dort GAR NICHTS.Da das Grundstück Naturschutzgebiet ist,darf man nicht mal nen Bauwagen hin stellen,nichts.Also wohin mit dem ganzen Kram,den man so braucht?Gut,ich hätte alles bei mir lagern können,aber es gab auch keine Möglichkeit,die Hufe zu säubern,um die Hufschuhe an zu ziehen,nur Matsch,überall Matsch.Als seine Ex-Besi mit ihren anderen Pferden noch dort war,stand wenigstens ihr Hänger da,wo man die Pferde anbinden konnte.Und ein bißl was im Hänger deponieren,was man so braucht.
Die Pferde hatten immer Heu zur Verfügung,natürlich die Rinder auch.Und Dustins Ex-Besi fütterte ein wenig Müsli und MinFu dazu.Die anderen Pferde bekamen auch was dazu,aber was,weiß ich nicht.
Inzwischen stehen nur noch Junghengste dort,die eine wunderbare,freie Kindheit und frühe Jugend dort verbringen können.Und die Rinder,deren Kälbchen in Freiheit geboren werden,die nie einen Stall sehen.Leider werden die Stiere natürlich geschlachtet.....
Gut,nun lebt er in einem Offenstall und es geht ihm auch gut.Er hat keine 14 ha mehr,leider.Ich denke,wenn er in Pension geht und nicht mehr reitbar ist,bringe ich ihn dorthin zurück.Ins Pferdeparadies.
Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
die Hand hin halten.
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Hina_DK
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Re: Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von Hina_DK »

Wir halten unsere derzeit 5 (2 Isis, 3 Miniaturen) in Robusthaltung auf 0,5 ha, je nach Bedarf erweiterbar auf 4 ha. Da sie aber alle leichtfuttrig sind, können wir die nicht einfach mal so rund um die Uhr auf 4 ha rauflassen ;). Wir haben auch noch einen 600 qm Paddock, den wir aber über Winter gar nicht mehr genutzt haben und den ich sowieso für zu klein halte. Mit der Zeit wird man irgendwie immer anspruchsvoller, was den für die Pferde zur Verfügung stehenden Platz angeht ;). Für Notfälle haben wir noch einen massiven großen hellen Boxenstall mit 12 Boxen aber ich hoffe, dass wir dafür niemals Bedarf haben werden.

Wir stellen Sommer wie Winter immer 24 Stunden Heu aus Großraumnetzen frei zur Verfügung. Über Figurprobleme brauchen wir uns absolut nicht zu beklagen.

Ich finde das schon eine Idealform der Haltung. Im Grunde sind sie ja nie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, weden also nie weggesperrt und sie bewegen sich wirklich viel dort. Auf dem halben ha ist auch ein Hügel mit einem Wäldchen, der sehr viel genutzt wird und das merkt man ihnen auch an der Muskulatur an. Sie sind auch extrem ausgeglichen und immer gut drauf.

Der größte Nachteil: Der eine Isi ist ein Schimmel und der sieht immer wie Sau aus ;).
Viele Grüße
Hina

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Re: Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von ehem User »

Da gibt es ja die verschiedensten Definitionen, ich meine für Robusthaltung muss nichtmal ein fester Unterstand vorhanden sein, kann jetzt aber auch falsch sein.
Ich meine eine Züchterin aus dem alten Forum hat ihre Ponys so gehalten?

Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich meinem Pferd keine Haltung ohne Unterstand bzw. dichten Baumbestand mehr antun werde. Er stand ein halbes Jahr in einem Stall, wo er von morgen´s 6 Uhr bis abends 19 Uhr bei jedem Wetter in der Herde auf Koppel war, ohne Witterungsschutz o.ä.
Zeitweise (-3 bis +5 Grad und über 20 Grad) mussten sie ihn mit Gerte und mehreren Personen auf die Weide bugsieren, weil er das einfach nicht wollte. In den anderen Temperaturbereichen war es ok. Abhilfe hat dass mordsdickes Eindecken im Winter und Fliegenmütze und helle Ekzemerdecke (er ist ein Rappe) im Sommer geschafft.

Also ich stehe der Robusthaltung sehr kritisch gegenüber, Offenstallhaltung oder Koppeln mit Baumbestand sind für mich etwas anderes.
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Hina_DK
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Re: Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von Hina_DK »

Ein Witterungsschutz ist auch bei Robusthaltung Pflicht. Hier in Dänemark ist das Gesetz so, dass man wenn man einen dichten Baumbestand hat, nur Isis und Shetties ohne Unterstand halten darf. Ansonsten braucht man einen Weideunterstand. Diese müssen so groß sein, dass sämtliche Pferde gleichzeitig darin liegen können. In Deutschland braucht man generell einen Weideunterstand bei Robusthaltung.
Viele Grüße
Hina

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Re: Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von ehem User »

Meine werden im Offenstall gehalten. Der Stall ist so groß, das alle drei darin liegen können. Aber sie sind ja auch nicht so groß geraten. Sonst wäre es wohl zu eng.
Sie können 24h/7d auf 600qm Auslauf mache was sie möchten. Wiese gibt es nur stundenweise wärend der Weidesaison. Leider!
Und von Wiese habe ich nicht wirklich viel zur Verfügung. Hoffe, dass ändert sich in den nächsten Jahren.

Boxenhaltung käme für mich nur noch in Frage, wenn sie nur über Nacht da rein sollten. Dann aber mit mehr als ausreichend Heu.

Ein Unterstand finde ich sehr wichtig, wenn kein gescheiter Baumbestand da ist. Mein einer Schecke haßt es im Regen stehen zu müssen, ohne die Möglichkeit sich evtl. doch unterstellen zu können.
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Hina_DK
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Re: Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von Hina_DK »

Ich finde auch, dass das oft eine richtige Qual für viele Pferde werden kann, wenn sie die ganze Zeit ohne Möglichkeit des Schutzes in der prallen Sonne oder im Dauerregen stehen müssen. Bei Wind ist es immer sehr unterschiedlich. Da kann ich die gut als Barometer nehmen. Wenn es nicht regnet aber Wind aufzieht und die sich nicht so auf den Hügel stellen, dass ihnen der Wind durch die Mähne streift, was sie irgendwie sehr lieben, sondern sie sich in das Wäldchen zurückziehen, dann ist es höchste Zeit, alles, was fliegen kann, in Sicherheit zu bringen, denn dann kommt Sturm. Schnee und Kälte stört sie nicht im geringsten mit ihrem dicken Doppelfell aber tagelang Nässe, das ist dann auch für sie zu viel.
Viele Grüße
Hina

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Re: Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von ehem User »

Unsere standen in England in echter Robusthaltung. Mehrere Hektar Weide, teilweise am Hang, kleiner Teich, Bach keinen weiteren Unterstand, aber ein ordentlches Waldstück. Die ersten zwei Winter wurde Heulage aus großen Rundballenhaufen am Fuß des Berges gefüttert. Daraufhin verwandelte sich dort alles in einen Sumpf. Da nur ab und an ausgebaggert wurde, war es eine unglaubliche Pampe und viele Ponys hatten Probleme mit den Hufen und Mauke, weil sie dort stundenlang standen. Im dritten Winter wurde ihm vom Tierschutz vetboten, so zu füttern, aus hygienischen Gründen. Resultat, Ponys wurden gar nicht mehr auf der Weide gefüttert, hätte ja Arbeit bedeutet. Da mussten dann die Besitzer selbst schauen, wie sie Heu in ihre Ponys bekamen.

Ansich war die Weide ein Traum. Aber mit 20+ Ponys war sie total überweidet und zugefüttert wurde am Anfang nur von ca. Dez. - März. Unser Jungspund hat da so abgebaut, dass wir ihn umstellen mussten. Auch haben die meisten Besitzer ihre Ponys stundenweise reingeholt, entweder in Boxen oder eiinfach angebunden im Hof um ihnen Heu zuzufüttetrn.

Hier steht Pony jetzt in Offenstall mit 24h Heu und es geht ihm prächtig. Ich bin absolut nicht gegen Robusthaltung und die Wiese in England war ein absoluter Sommertraum auch wenn es mal 20 min dauerte bis man Pony fand, aber leider, leider war sie so katastrophal gemanaget. Da hätte man echt was tolles draus machen können.
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LioLuke
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Re: Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von LioLuke »

Aufgewachsen sind meine Jungs in einer Hengstherde die im Winter in einem Laufstall mit Unterstand, Paddock und Matschkoppel stand und im Sommer ganz auf der Weide mit Baumbestand.
Im Sommer sprüht die SB mindestens zwei mal am Tag die Pferde gegen die Viehcher ein und trotzdem waren die teileweisen nur am rennen um dem Stechzeug zu entkommen.
Eigegentlich war die Sommerkoppel ein Traum, so groß dass man die Herde oft erst suchen musste. Aber die Möglichkeit sich vor den Stechviehchern in einem Unterstand verkriechen zu können hätte ihnen das Leben um einiges angenehmer gemacht.
Gerade im Frühjahr und Herbst waren die Laubbäume auch nicht genug um sich vor lang andauernder kalten Nässe zu schützen.

Jetzt stehen sie im Offenstall mit ständigem Zugang zur Weide und einem Stall in dem sie sich vor extremen Wetter und dem Viehzeug retten können. So haben sie die Wahl und stehen meistensdann ja eh draußen. Scheinen aber sehr froh zu sein bei Dauerregen auch zwischen drin mal ganz durchzutrocken.
Im Sommer geht die Herde dann meist nur nachts raus und döst tagsüber im kühlen Stall in dem es weniger Viehcher hat.
Liebe Grüße Mira
ehem User

Re: Robusthaltung / Freihaltung Erfahrungen?

Beitrag von ehem User »

Mein Wallach stand, bevor ich mit Offenstall-Selbstversorgung angefangen habe, im Sommer in Robusthaltung auf wunderbaren großen Weiden in einer Herde von rund sechs Ponys. Es gab nur Baumgruppen zum Unterstellen. Was ich erst so wunderbar fand, entpuppte sich als ziemlich unerträglich. Erstens auch die Stechviecher, mein Pferd entwickelte schließlich eine Allergie gegen die Bremsenstiche, den ganzen Körper voller Riesenquaddeln. Und da die großen Weiden nicht abgeäppelt wurden, standen die Pferde bei Hitze unter den Bäumen in ihren mehr und mehr werdenden Haufen.
Nie wieder möchte ich das so haben!
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