Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Moderator: Sheitana

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A.Z.
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von A.Z. »

Sheitana hat geschrieben: Di 27. Jul 2021, 19:39 Aber es gab doch dieses Jahr schon etliche Angriffe auf Nutztiere und auch auf Pferde oder liege ich da jetzt falsch :kratz:
Ich sprach speziell von unserer Gegend = Sachsen, Dresdner Heide und Umgebung. Da hab ich per Google einen Artikel aus April gefunden, der davon sprach, dass bis dahin noch nicht.
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Belgano
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Belgano »

lungomare hat geschrieben: Di 27. Jul 2021, 20:12 ich fand das Interview durchaus beunruhigend - und erschreckend logisch:
https://www.facebook.com/48602142822608 ... 150763243/
Ich habe noch nicht alles gesehen.
Aber wer ist das und warum ist er qualifizierter Fachmann für Wölfe?
Weil er am Anfang über sich selbst sagt, er habe die Tiere "studiert"?
:-e

Sorry, aber könnten wir versuchen, verlässliche Quellen zu besprechen?
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Wallinka
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Wallinka »

Bei uns in der Gegend sind seit letztem Jahr auch immer wieder welche auf Durchreise gesehen worden. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass der "Shetty- drinhaltzaun" hoffentlich auch ein guter "Wolf draussen halt Zaun" ist. 4-5 Litzen im Abstand von 25 - 30 cm mit 5000 V.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Nucades »

Cashew, wenn du magst, können wir uns gerne zu dem Thema austauschen.
Ich verfolge wohlweislich keine (absurden) Diskussionen zu diesem Thema, habe eine fundierte Meinung und belastbare Quellen :-)

Edit @ Lugo: Dein FB-Link führt mich zu etwas ganz anderem :kratz:
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Cashew
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Cashew »

Nucades hat geschrieben: Di 27. Jul 2021, 22:33 Cashew, wenn du magst, können wir uns gerne zu dem Thema austauschen.
Ich verfolge wohlweislich keine (absurden) Diskussionen zu diesem Thema, habe eine fundierte Meinung und belastbare Quellen :-)
Sehr gerne!
Wallinka hat geschrieben: Di 27. Jul 2021, 22:22 Bei uns in der Gegend sind seit letztem Jahr auch immer wieder welche auf Durchreise gesehen worden. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass der "Shetty- drinhaltzaun" hoffentlich auch ein guter "Wolf draussen halt Zaun" ist. 4-5 Litzen im Abstand von 25 - 30 cm mit 5000 V.
Ich habe jetzt ehrlich gesagt keine besonders wolfssichere Umzäunung. Sei es schonmal, weil wir an der Seite zur Straße hin tiefer liegen als der Straßenwall und es für egal welchen Wolf ein Kinderspiel wäre, von dort aus über die Hecke zu springen...
lungomare hat geschrieben: Di 27. Jul 2021, 20:12 ich fand das Interview durchaus beunruhigend - und erschreckend logisch:
https://www.facebook.com/48602142822608 ... 150763243/
Lungo, ja, das klingt logisch und nachvollziehbar. Aber ist es eine seriöse Quelle? Ich habe da Zweifel. Klar, Markus Wipperfürth kennt in der Eifel inzwischen jedes Kind. Aber hat er das Interview abgenommen oder hat er es bloß geteilt? Und wer ist sein Gegenüber? Oder hab ich den Namen einfach verpasst?
Sheitana hat geschrieben: Di 27. Jul 2021, 19:39 Aber es gab doch dieses Jahr schon etliche Angriffe auf Nutztiere und auch auf Pferde oder liege ich da jetzt falsch :kratz:

Cashew, mit eingrenzen meine ich, dass man ihm Nutztiere halt unbequem macht.....
Ich verfolge jetzt nicht die Lage in Gesamt-Deutschland, aber was die Wölfe hier betrifft hat es einen Riss im Frühjahr (5 Schafe) gegeben. Wenn du Fakten haben möchtest, hier ist ein Link https://dbb-wolf.de/wolfsmanagement/her ... sstatistik

Ja, Nutztiere schwer erreichbar machen ist das Ziel. Und wohl auch die einzige Möglichkeit. Stellt sich halt die Frage, wie man das am besten macht :nix:
Viele Grüße,
Sarah und Co


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renner
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von renner »

Wir haben bei uns in der Gegend auch schon Wolfssichtungen gehabt und auch schon bestätigte Risse, allerdings noch nicht an Pferden :-e Ich hoffe, es bleibt so. So ganz wohl ist mir mit Wolf in der Umgebung nicht. Unsere Pferde stehen ja auch draußen und wolfssicher ist unser Zaun definitv nicht. Ich finde, ein Nutztier so einzäunen, das ein Wolf/Wolfsrudel da nicht rein kommt, ist utopisch. Zum einen ist das ein riesen Aufwand mit Untergrabschutz, Höhe und e-Absicherung und leisten kann sich das eh keiner. Von der Praktikabilität im tagtäglichen Betreten mal abgesehen :shifty: Ich denke, solange der Wolf genug Fläche zum Bejagen und Wild zum Jagen hat, hält er sich eher von Menschen fern. Was mir Sorge macht, ist die ungebremste Vermehrung. Damit steigt die Dichte der Population ... und das kann in unseren zumeist (zu) dicht besiedelten und genutzten Breiten nicht realistisch sein. Ich hab nix gegen Wolf, aber m.M. nach müsste man hier regulierend eingreifen. Erstens um die Population erträglich zu halten und zweitens auch um die Scheu vor dem Menschen zu erhalten.
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Entscheidend ist nicht, ob man zusammen Pferde stehlen kann. Entscheidend ist, ob man deren Mist auch später gemeinsam vom Hof schaufelt.
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Cashew
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Cashew »

Ich frage mich, ob das nicht so ein Ammen-Märchen der (Des-)Informationskampagne ist, die da gerade läuft. Wenn ich mir Publikationen von Nabu oder offiziellen Wolfsstellen zu Gemüte ziehe, steht dort immer, dass ein Wolfsrudel ein bestimmtes Territorium braucht und nutzt. Sind die Nachkommen ausgewachsen, müssen sie fort und sich ein eigenes Territorium suchen. Durchziehende Wölfe wird es also vermutlich mehr geben, aber ob die Dichte tatsächlich zunimmt? :nix: Die Zahl der durch Verkehr getöteten Wölfe ist nicht zu unterschätzen. Je mehr sie auf der Suche wandern müssen, desto größer wird für sie auch das Risiko. Und illegale Abschüsse gibt es auch munter. Keine Frage, die Gesamtpopulation ist rasant gestiegen, aber ich glaube eher, da ist irgendwo irgendwann ein Limit erreicht.

Der Untergrabschutz ist beileibe nicht so aufwändig. Klickt mal in den Link rein, den Equester reingestellt hat. Aber keine Frage, auf Facebook kursieren da ganz andere Bilder. Ist halt die Frage, wie glaubwürdig das alles ist. Wenn ich jetzt einfach mal mit unseren Hunden vergleiche (immerhin als deutsche Schäferhunde recht "nah" am Wolf) - Elektro-Zaun ist für sie NoGo. Da geht keiner dran. Klar, sie werden gefüttert und haben keinen Hunger... Aber diese Geschichte aus dem Video von lungo, dass die Wölfe in Beißwut einen Elektrozaun verbissen habe - ich glaube da nichts von. Vermutlich hatte da eher jemand vergessen, den Strom an zu schalten!

Wie gesagt, Wölfe sind hier für mich relativ neu, im Osten ist da sicherlich mehr Know-How vorhanden. Ich finde es nur gerade schrecklich schwierig, Fakten von Glaubenssätzen zu unterscheiden.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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Beate1712

Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Beate1712 »

Wir sind seit Jahren Wolfsgebiet. Unser direkter Weidenachbar hatte schon mehrfach welche in der Fotofalle und auch unser Jagdpächter sieht regelmäßig Wölfe. Wir haben in ca, 5km Entfernung einen Segelflughafen, der mal NVA-Übungsplatz war.Da wohnen sie. Ich persönlich hab noch keinen gesehen. Wir haben einen zusätzlichen stromführenden Draht 15cm über dem Boden gespannt und gut. Bei guten 20ha Weide ist da auch nicht viel mehr drin.
Wir haben ab und an Tage, wo alle Herden ein klein wenig durch den Wind sind und man nicht weiß, wer da nachts wohl da war. ,-) Oft kommen Schweine, die auch schon Aufregung verursachen.
Ich möchte allerdings nicht wissen, was z.B. unsere große Stutenherde mit einem einzelnen Wolf anstellen würde. Sie versuchen schon, einem sich irrtümlich auf die koppel verirrten Hund deutlich klar zu machen, dass er da nicht hingehört. Unser Jäger meint, wir sollen uns keine Sorgen machen. Die haben bei uns im Wald genug Futter und werden das Risiko nicht eingehen. Wir haben auch Ponys, aber auch Kaltblüter, die nachts schon stampfend und schnaubend den Schweinen erklärt haben, wo der Ausgang ist. :-)
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Equester
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Equester »

:seufz: auf sowas habe ich ja gewartet. Als der erste Wolf in Brandenburg gesichtet wurde, kollabierten hier einige Pferdehalter. Man wollte nicht mehr ausreiten oder nur noch mit Schreckschußpistole (macht bestimmt Spaß, wenn man vom Pferd aus so ein Ding los gehen läßt :augenroll: ) und forderte nächtliche Wachposten an den Weiden. Nicht, dass jemals irgendwer einen Wolf auch nur aus der Ferne gesehen hätte :hand: .
Wenn bei uns auf den Weiden mal was los war, dann waren es unterbelichtete Nachbarn, die die Zäune durchgeschnitten haben (und wir dann unsere Pferde auf der Strasse einfangen mussten), Wildschweine, die den Boden umgegraben haben und unser Highlight war ein Reh, welches mal kurz auf die Weide gehopst ist, die Pferde ein wenig bewegt hat, und wieder weg gesprungen ist.

In unseren Wäldern ist so viel Wild, da braucht kein Wolf ein großes gefährliches Pferd jagen. So ein Pferd ist auch für einen Wolf potentiell gefährlich, Huftritte können tödlich sein. Da geht kein Wolf ohne Not dran. Wenn man von "Überfällen" auf Schafe liest, dann muss man sich mal angucken, wie das denn war. Viele Schafe auf recht engem Raum mit kleinem Stromzäunchen auf einer Weide ohne Schutz. Welcher Wolf würde da nicht eine leichte Mahlzeit suchen? Wenn man mich in ein Becken mit Gummibärchen schmeißt, versuche ich auch nicht, mich ans Ufer zu retten, um trockenes Brot zu essen. Der Wolf ist nicht das Problem, sondern die Art, wie Menschen den Tieren Lebensraum zuteilen und wenn die sich dann gemäß ihrer Natur verhalten, wollen wir sie töten, vernichte, verjagen...... Dass der Wolf ein gefährliches Raubtier ist, begründet sich aus dem Mittelalter und wie sagt man so schön? "ist der Ruf er ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert" https://www.badische-zeitung.de/mythos- ... 49182.html. Den Artikel kann ich nur empfehlen.

Ich finde solche Diskussionen, wie sie zB. bei Facebook geführt werden, haben für mich den gleichen Geruch wie die fachmännischen Äußerungen in diesem Medium zur Pandemie, Impfungen und Hygienekonzepte. Ich würde das gar nicht lesen oder im besten Fall gleich wieder vergessen.

Edit: wir haben einen Zwerg und einen Schinken, wenn die die Gelegenheit bekommen, auf einen Hund los zu gehen, sind die in vorderster Reihe. Ein Wolf wäre für die wie ein Weihnachtsgeschenk.....
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Sunny77
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Sunny77 »

Die VFD beschäftigt sich ja auch damit und es spaltet die Mitglieder. Klar ein hoch emotionales und angstbehaftetes Thema, in dem es keine einfachen, pauschalen Antworten gibt.
https://www.vfdnet.de/index.php/rheinla ... -reizthema
Das "Papier" dazu: https://www.vfdnet.de/images/Registered ... _rev01.pdf
https://www.vfdnet.de/index.php/nieders ... d-der-wolf

Die VDE hat hierzu in Zusammenarbeit mit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) einen speziellen Leitfaden Elektrozäune – Herdenschutz gegen den Wolf herausgebracht. Hierin sind entsprechende Maßnahmen bei der Einzäunung beschrieben. https://www.vde.com/resource/blob/19758 ... d-data.pdf

Das das aber nicht immer so einfach (auch zu finanzieren) ist, sollte auch klar sein. Hier ein Beispiel einer Freundin aus Franken: https://www.nordbayern.de/region/forchh ... 1.11007346

Ich muss mich (zum Glück) noch nicht intensiv damit auseinander setzen, verstehe aber, dass viele Sorge um ihre Herdentiere haben und nicht einsehen, warum sie jetzt gezwungen sein sollen exorbitante Maßnahmen zum Schutz umzusetzen, die teilweise von den Behörden dann nicht genehmigt werden. Gleichzeitig verstehe ich die Arten- und Naturschützer, die den Wolf vor Abschuss schützen wollen. Fakt ist: In so dicht besiedeltem Gebiet wie Deutschland ist das Zusammenleben mit einem großen Beutejäger sehr, sehr schwierig. Ich habe noch von keiner guten Lösung gehört.

Ein Freund von mir hat gerade an der Uni Bremen ein Forschungsprojekt dazu genehmigt bekommen, das läuft aber gerade erst an und erste Ergebnisse werden erst in 2 Jahren erwartet.
Liebe Grüße,
Sunny
Eine unerwartete Reise
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