Zufriedene Pferde?

Moderator: Sheitana

ehem User

Zufriedene Pferde?

Beitrag von ehem User »

In letzter Zeit stelle ich mir öfter die Frage, woran Pferdebesitzer festmachen, ob es ihren Tieren in der aktuellen Haltung gut geht.
'Gut gehen' bedeutet für mich, dass die Grundbedürfnisse stressfrei erfüllt sind:
Das Pferd kann idealerweise fressen, wann es möchte,
hat genug Platz für sein Bewegungsbedürfnis und auch, um ihm unangenehmen Artgenossen aus dem Weg gehen zu können,
fühlt sich sicher genug, um regelmäßig zu liegen und muss nicht als Einzelgänger (d.h. auch: von den anderen ausgegrenzt / nicht angenommen) leben.

Mir ist absolut klar, dass es Grenzen dabei gibt, für das eigene Pferd den idealen Stall zu finden - auch, wenn man Selbstversorger ist.

Woher wisst ihr, ob das für euer Pferd gegeben ist - gerade, wenn ihr es nicht selbst versorgt?
Was muss passieren, damit ihr etwas tut, um die bestehende Situation zu ändern?
Und: Wisst ihr ganz genau, was die individuellen (!) Bedürfnisse eures Pferdes, im Unterschied zu anderen Pferden, sind?


Mich selbst betrifft das aktuell nicht, die momentane Haltung ist zwar etwas schlechter als die bisherige, allerdings ist dort Änderung in Arbeit. Mein Pferd ist ranghoch, ich muss also nicht Sorge haben, dass andere sie zu wenig ans Futter lassen. Und sie steht psychisch aktuell so gut da wie noch nie und ruht sehr in sich, mit den Kompromissen, die vorübergehend (!) zu akzeptieren sind, kommt sie sehr gut klar - was ich zugegebenermaßen nicht erwartet hatte und daher skeptisch beobachte.

Was ich dagegen immer wieder anderswo bemerke:
'Der döst immer, wenn ich da bin - wenn er Hunger hätte, wäre er ja an der Raufe' (An der Raufe stehen die Ranghöheren, vielleicht wird er ja nicht rangelassen?)
'Ach, der hat immer wieder mal Schmarren' (Muss/Kann so etwas normal sein?)
'Die sind doch alle ruhig untereinander, denen gehts doch dann gut' (Müssen PFerde erst permanent aufeinander losgehen oder herumrennen, damit Stress als solcher erkannt wird?)


Ihr könnt mich gern zu kritisch finden ;) , es würde mich trotzdem interessieren, worauf ihr achtet und Wert legt, wann bei euch Grenzen erreicht sind (sprich: Handlungsbedarf besteht) und was ihr vielleicht bisher an individuellen Bedürfnissen eurer Pferde festgestellt habt.
Trixi J
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Re: Zufriedene Pferde?

Beitrag von Trixi J »

Ja, ist mir sehr wichtig. Nur deswegen hab ich die Pferde immer noch in Eigenregie mit Freundinnen stehen. Jedes Jahr im Winter, wenn es anstrengend und nervig ist und ich mich frage, warum ich das tue ist genau das die Antwort: Weil ich so zufriedene Pferde habe.

Die kleine welsh A stute ist fast 30 Jahre alt, rangniedrig und hat kaum noch Zähne. Sie hat einen eigenen Stallteil, der nach oben abgesperrt ist, in den nur sie reinkommt. Da kann sie sich ausruhen, ihre Berge an Heucobs vertilgen und auf weichem Heu vom 2. Schnitt rumnuckeln. Sie hat eine Rückzugsmöglichkeit und kann trotzdem zu den anderen, muss nicht in Einzelhaft leben. Sie ist zufrieden und ausgeglichen- das könnte ich so wohl in keinem Pensionsstall organisieren.

Der XL Haffi ist eigentlich unproblematisch, mittlere Ranghöhe, ausgeglichen und entspannt mit anderen Pferden. Aber im Winter plagen ihn kalte Muskeln auf seine Masse, dann werden die Heunetze möglichst weit auf dem Paddock verteilt, damit er sich genug bewegt. Oder wir machen den Sand-Reitplatz stundenweise zum Toben und Spielen auf.
Manchmal stellen wir fest, dass bei extremer Witterung der Hunger grösser ist, dann steigern wir die Heumenge. Oder der ranghöchste der drei Wallache hat grad ganz schlechte Laune und lässt keinen mitfressen, dann gibt es halt mehr Heunetze als sonst.
Der Haffi ist Ekzemer, im Sommer richten wir die Weidezeiten oft danach aus, wann die Kribbelmücken am schlimmsten unterwegs sind. Oder er bekommt ein Heunetz extra im fliegenfreien Stall, damit er sich da ausruhen kann.

Es ist garnicht so, dass ich mich jetzt mega verrückt um jede Kleinigkeit mache - ich geniesse es aber einfach, dass ich immer wieder individuell entscheiden kann, was grad Sinn macht und dass dann nur mit drei anderen Frauen absprechen muss, die alle so in etwas eine ähnliche Einstellung haben.

Lg, Trixi
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wiassi
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Re: Zufriedene Pferde?

Beitrag von wiassi »

Nach deiner Definition sind meine Pferde zufrieden. Mein Stubenhocker geht rein wenn es ihm passt, liegt nachts und das obwohl er rangniedrigster ist. Gelegentlich haben wir das Bild "Das arme Pony darf nicht in den Stall", allerdings ist das arme Pony der Boss und als Isi eben nicht so gerne drinnen wie die Herren Arabs. Dafür hat er seine Herde gerne um sich wenn er schläft, am liebsten vormittags auf dem Paddock. Und der junge dazwischen will das seine Freunde um ihn sind. Die futtern gerne mal alle drei gemeinsam aus einem Heunetz auch wenn 4 da sind. Oder sie stehen in unterschiedlichen Konstellation davor, jeder mal mit jedem. Genau so wird gespielt. Dafür gibt es jederzeit Platz genug und auch Anregung, sich zu bewegen. Sie haben auch seitdem sie zusammen sind keine ernsthaften Verletzungen gehabt nur mehr mal belanglose Schrammen vom Spielen. Wenn ich oder mein Mann was mit einem machen gucken die andern zu und sind eher eifersüchtig, dass sie nicht dran sind. Zumindest die beiden alten, Elmi ist eher der Ansicht der Beruf Beistellpferd hat durchaus was für sich. Mit 11finde ich das für ihn nun nicht so. aber er hat gelernt, dass es spannend und interessant ist und Leckerlies verdient werden können und kommt jetzt an und will zeigen, was er kann. Doch, ich denke meine Pferde sind glücklich. Mein Shaman ist eher mal langweilig, wenn er nix tut und es jetzt wieder losgeht ist er rundum zufrieden. Das erste mal reiten nach über 1,5 Jahren kommentierte er zufrieden brummelnd.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

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elcaracol
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Re: Zufriedene Pferde?

Beitrag von elcaracol »

Hallo,
ich mache mir da auch viele Gedanken zu.
Erstmal schaue ich in letzer Zeit viel auf "Sorgenfalten" übern Auge, sollen ein Indikator für Schmerzen und Unwohlsein sein. Werden vermutlich aber erst bei akuten, relativ hohen Leid gezeigt, schätze ich.

Dann sind mir stessfreie Futtersituationen wichtig, z.B. warten die Tiere auf Futter? Wie giftig sind sie dabei (Druck, akuter Stress)? Giften sie sich gegenseitig an? Verteiben sie sich? Unruhe?
Gerade heute habe ich einen potentiellen neuen Stall angesehen und abends bei der Fütterung, haben die Pferde gewartet, leer gekaut, waren giftig und waren alle unruhig bis alle ein Plätzchen gefunden haben... Hier gehe ich schon von Stress aus, entweder zu lange Futterpause, enge Futterbereiche ect.

Dann natürlich als Indikator, wie hungrig ist mein Pferd? Kann ich das Koppeltor öffen und mein Pony herausführen oder hängt es gleich am nächsten Grasbüschel? Vermutlich wird die bei jedem Rehe/EMS-Pony was auf Sand gehalten wird so ein, aber ist meiner Meinung auch ein Zufriedenheitsindikator.

Dann: Möchte mein Pferd auf die Koppel zurück? Bei meiner Sunny oder auch Lotta, hatte ich bereits das Problem, dass sie nicht zur Koppel zurück wollten. Ich vermute auch bei beiden ist es die Futtersituation gewesen. Sunny ist z.B. sogar abgehauen, einmal übern Zaun und das andere Mal hätte sie mich mitgezerrt am Strick. Sie war deutlich der Meinung nicht wieder auf den Paddock zu wollen!

Dann natürlich häufiges Gähnen, Leerkauen , Zähne knirschen als Zeichen für akuten Stress. Beim letzen Einzug neuer Pferde, war Lotta total fertig von Menschen und Pferden, dass sie deutlich gehäuft gähnte!

Zuletzt fällt mir gerade ein, dass ich es immer bedenklich finde, wenn Pony zu mir wieherend an Zaun kommt und ich mich wie der Retter in der Not fühlen darf... stimmt. Natürlich freut es mich, wenn ich von meinen Pony als "Superwoman" gesehen werde, doch heißt es nicht auch, dass etwas nicht stimmt? Wenn Sie zufrieden wäre, würden sie sich dann nicht eher einen "Dreck" um uns scherren? Ich fühle mich dadurch auch nicht als netter Zeitvertreib. z.B. Kommt meine Lotta immer freudig angetrabt und macht deutlich, dass sie spazieren gehen möchte. Vergleichbar wie ein Hund, der gassi möchte und vor der Tür steht, so steht Lotta vorm Hoftor. Könnte dies schon bedeuten, dass sie nicht zufrieden ist? Zu wenig Bewegung? Abwechslung? Täglich diskutieren wir darüber, dass wir wieder nach Hause gehen und nicht diesen Weg oder einen anderen Weg. Bedeutet dies, dass sie die Koppel lahm findete? Mag sie ihre Gruppe nicht? Will sie sich eigentlich eine neue Gruppe suchen? Wenn wir dann wieder doch früher nach Hause gehen, sehe ich in ihren Augen und Gang eine Frustration, als wenn sie "Na gut!" sagt und enttäuscht hinter mir her trotet.
Bei meiner Sunny, welche ja auf Dauerdiät war :? , freute sich auch oft, da ich ihr den Maulkob ab machte und sie in Ruhe fressen konnte.


Momentan hat meine Lotta ja einen Hufabzess und sie steht alleine neben den anderen Pferden. Und sie findet es gar nicht schlim. Ich versuche ihr jeden Tag die Wahl zu lassen, bei den anderen Ponys oder alleine zu fressen. Ich habe das Gefühl, dass sie das Alleine-Fressen vorzieht. Bedeutet es jetzt auch schon, dass sie eigentlich unzufrieden ist mit der Gruppe, Futtersituation? Passt die Futtersituation vielleicht einfach nicht zu ihr? Ich muss auch zugestehen, dass eine äußest rüpelige 2-Jährige auf der Koppel steht von der sie doch genervt ist. Die Jungstute nimmt einfach keine Rücksicht auf einen Individualbereich bei Pferd und Mensch. Vertreiben kann Lotta sie nicht. Lotta gibt sich mit der Körpernähe dieses Pferdes ab oder geht weg. Auf Drohen reagiert diese Stute gar nicht :roll: Lotta sieht meist sehr genevt aus.. Auch versucht diese Stute Lotta immer zum spielen zu animieren, was bedeutet, Lotta muss jetzt mit. War nicht schön, als sie dann humpelnd voran lief...
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Biggi01
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Re: Zufriedene Pferde?

Beitrag von Biggi01 »

Mit dem Thema beschäftige ich mich auch, seit ich ein Pferd habe ;).

Wenn mein Pferd in der Herde total zufrieden ist, sieht man ihm das an. Er "straht" dann richtig, steht mit den anderen zusammen zum Kraulen usw., fühlt sich wichtig und passt auf alle auf :augenroll:. Futterzustand ist gut, es gibt kein Gerangel an den Heuraufen, man sieht öfters mehrere Pferde liegen, wenn man kommt. So war es, als Joschi in einer Stutenherde als einziger Wallach bzw. zeitweise noch mit einem jungen Wallach zusammen stand.

Nach einem Stallwechsel war er in einer Gruppe mit überwiegend Wallachen. Es gab Streitereien um die Stuten, er wurde vom Futter vertrieben, war voller Schrammen und Bisse usw. Dazu hat ihm wohl die Sicherheit der Herde gefehlt. Er stand oft abseits, war müde, hat abgenommen (trotz 24h Stunden Weide). Also da war er erst mal eindeutig nicht glücklich...

Dann kommt ja noch die Frage dazu: wird das besser? wie lange dauert die Eingewöhnung? wie dringend muss ich was unternehmen? Wirklich schwierig :seufz:

Bei uns hat es jetzt wirklich mehrere Monate gedauert. Aber jetzt sehe ich mein Pferd wieder nah mit anderen zusammenstehen, sein Gesichtsausdruck ist fröhlicher, er spielt und tobt mit den anderen Wallachen. Ich bin super glücklich, dass er sich doch eingewöhnt hat. Aber finde es wirklich schwierig zu sagen: "so lange probiere ich es" oder "ab jetzt gehts nicht mehr".

Den idealen Stall gibts halt nun mal leider nicht. Im vorherigen Offenstall (mit den Stuten) war mein Pferd so zufrieden wie nie vorher in seinem Leben. Und der Paddockbox mit Sommerweide- Versuch vorher ging richtig schief. Da war mein Pferd nur noch ein Nervenbündel.
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Fionnlagh
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Re: Zufriedene Pferde?

Beitrag von Fionnlagh »

plüschtiger hat geschrieben: So 29. Jan 2017, 20:03 Woher wisst ihr, ob das für euer Pferd gegeben ist - gerade, wenn ihr es nicht selbst versorgt?
Was muss passieren, damit ihr etwas tut, um die bestehende Situation zu ändern?
Und: Wisst ihr ganz genau, was die individuellen (!) Bedürfnisse eures Pferdes, im Unterschied zu anderen Pferden, sind?
Schwierige Fragen, über die ich seit gestern wirklich ernsthaft nachdenke :-n

Ich sag´s ehrlich: ich glaub nicht, dass ich mit 100prozentiger Sicherheit sagen kann, dass mein Pferd wirklich zufrieden ist mit seiner Haltung :nix: .
In meinem Fall beruht vieles auf Erfahrung. Die gefühlten tausend Stallwechsel hatten zumindest das Gute, das ich mittlerweile ziemlich sicher einschätzen kann, was mein Pferd braucht, aber ganz oft sind es echt nur winzig kleine Anzeichen, die ich ohne die Stallwechsel gar nicht richtig wahr nehmen würde.
Zum Beispiel hat mein Bär im letzten und im vorletzten Stall gerne Fältchen um die Nüstern. Ich hab das registriert, aber die hatte er echt fast immer und irgendwann hatte ich bisschen so den Eindruck: das ist halt so, das ist er. Der letzte Stall erschien mir das erste halbe Jahr eigentlich perfekt, er schien auch gut integriert und machte einen zufriedenen Eindruck. Erst im jetzigen Stall wird mir klar, dass er wohl gar nicht so zufrieden war wie ich dachte, denn jetzt sind die Fältchen endlich verschwunden :staun: . Ich hab mich gefragt, was ich tun würde, wenn die Fältchen plötzlich wieder auftauchen würden, jetzt, da ich weiß, dass er auch falten-los sein kann ;) . Ehrlich gesagt weiß ich darauf keinen Antwort, denn wenn der Stall von den Haltungsbedingungen her gleich bleibt, dann wär der einzige Grund um zu wechseln tatsächlich nur Fältchen um die Nase :shock: . Ich hoffe, das passiert einfach nicht, denn dann wüsste ich echt nicht mehr weiter.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den größten Teil der Bedürfnisse meines Pferdes kenne, aber Garantie dafür hab ich keine :nix:

Stallwechsel kommt für mich im Grunde erst dann in Frage, wenn ich merke, dass die Gesundheit meines Pferdes leidet. Da Herr Pferd ziemlich schnell darin ist, gesundheitlich aufzuzeigen, wenn was nicht in Ordnung ist, mussten wir ziemlich oft wechseln, aber ich hab mir bei jedem Wechsel sehr schwer getan mit der Entscheidung und es jedes Mal so lang raus gezögert bis es echt gar nicht mehr ging. Allerdings war ich noch nie in der Situation, dass mein Pferd gemobbt wurde, nicht ans Heu kam, völlig zerbissen war oder ähnliches. Er ist nicht rangniedrig, auch nicht ranghoch, aber halt stets im Mittelfeld und sozial gut darin, best friend mit den Obersten zu sein, so dass er immer zu seinem Anteil kommt ;) . Hätte er soziale Probleme innerhalb einer Herde und die würden nach einer gewissen Zeit nicht besser, wäre das natürlich genauso ein Grund die Konsequenzen daraus zu ziehen und einen Stallwechsel vorzunehmen.
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Re: Zufriedene Pferde?

Beitrag von b.e.a.s.t »

Für mich und meine Pferde ist es Bewegung, Bewegung und Bewegung. Genug hochwertiges Heu und eine konstante Herde - möglichst ohne ständige Wechsel, da ich das mit als größten Stressfaktor ansehe. Ich vergleiche das gerne mit einem Schulwechsel, für ein Kind. Ich denke damit kann sich jeder vorstellen, was das bedeutet, man verliert seinen Halt und muss wieder neu anfangen und um alles kämpfen.
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Lottehüh
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Re: Zufriedene Pferde?

Beitrag von Lottehüh »

Oh je, dieses Thema… Da hab ich ja mit Lottchen auch so einiges durch. Sie – immer als rangniedrigste – hat es halt immer zuerst abbekommen, wenn irgendwo was nicht gepasst hat. Dauerthema bei uns war Heu (zu wneig Heu, zu wenige Heustellen, zu eng zusammen usw usf.).

Lotti ist auch jemand, die sagt es nicht so deutlich. Im Vergleich zu Pablo dem Labersack ;-), sind ihre Gesichtszüge sehr fein und man muss schon hinschauen. Während andere in der Box im Kreis laufen, macht sie einen Schritt zurück, wieder vor, ganz „ruhig“ (hatten wir ganz am Anfang mal, weil die Miteinstellerin ihren morgens immer mit dem Heu raus gestellt und gemistet hat, während Lotti in der Box warten musste, bis sie die Box ihres Pferdes sauber hatte *grummel* - und ich wundere mich, warum plötzlich die ganze Sch.. plattgedappt und im Stroh verteilt ist, was vorher nie so war). Ich weiß nicht, von wie vielen Leuten sie deshalb schon missverstanden wurde „Die ist doch ganz ruhig“, oder „Die ist doch völlig entspannt“. Manchmal hab ich auch schon an mir gezweifelt. Ich denke, beobachten und das eigene Pferd kennenlernen ist das einzige, was hilft, die Frage nach der Zufriedenheit zu beantworten. Im Vergleich zu Lotti „schreit“ Pablo einem seine Gefühle entgegen.

Es ist auch der Grund, warum ich gerne Selbstversorger bin, Ich kann anpassen und rumprobieren und wenn ich denke, es könnte irgendwo optimiert werden, dann kann ich das machen. Die Gegebenheiten verändern sich ja auch. Früher zum Beispiel mochte Lotti total gerne Heu selbst asueinander zuppeln, also hab ich es in Scheiben vorgelegt. Jetzt konnte sie ja ne zeitlang nicht so gut kauen, das hab ich’s ihr schon auseinandergefitzelt, damit sie die kleinen Stückchen besser rauspopeln kann. Dann will ich natürlich nicht, dass Pablo ihr das wegmampft, also wird alles auseinandergepopelt. ;-)

Prinzipiell geht es ihr gerade einfach nicht gut. Wochenlang hatte sie Bauchschmerzen, die wir jetzt endlich im Griff haben. Jetzt steht sie so schlecht auf. Sie hat diese Falten über den Augen, aber ich denke, wir müssen damit leben. Sie hat immer Heu, immer Wasser, immer ein sauberes Bett. Immer Zugang zu Koppeln (ich hab fast alles offen). Es gibt eben Abschnitte im Leben, da ist das Leben nicht mehr so unbeschwert wie es vorher war. Ich tue was ich kann, um es ihr so schön wie möglich zu machen.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
ehem User

Re: Zufriedene Pferde?

Beitrag von ehem User »

Hier noch ein TB-Post, weil das Thema dort aufkam.
Mich selbst beschäftigt es aber schon länger, das war gestern nur der Aufhänger. :-)
Mylana hat geschrieben: So 29. Jan 2017, 21:20 Tja, man merkt ja schon an meiner Formulierung „nicht unglücklich“, dass ich es auch schwer fände zu sagen, ob sie jetzt glücklich ist, wie sie lebt. Vielleicht würd ich auch eher von Zufriedenheit sprechen.

Mit „nicht unglücklich“ meine ich, dass sie nicht mit verkniffenem Gesicht in der Herde steht, ständig gestresst von A nach B laufen würde, nicht ans Heu käme, viel Klopperei wäre etc.

Sie steht auch mit vielen anderen Pferden am Heu, es gibt wirklich kaum Zickereien zwischen den Pferden und wenn dann sehen die so aus, dass eins die Ohren anlegt und das andere eben zur Seite geht. Potentiell viel freie Bewegungsmöglichkeit, die sie sicher nicht so exzessiv nutzt, wie man sich das wünschen würde :P

Was fehlt ist wohl die Sicherheit oder ein für sie guter Platz zum Hinlegen und was sie auch eher nicht hat, ist sowas wie ne engere Pferdefreundschaft.

So im Umgang ist sie sehr entspannt, und dabei aber auch freundlich-interessiert und neugierig, wo ich denke, dass es ihr grundsätzlich ganz gut gehen muss. Aber wer weiß, wenn sie genug Schlaf kriegt, was dann noch für ein Power-Pferd rauskommt :lol:

Also ich seh das jetzt eher im Vergleich zu vorher – auch da hätte ich sie jetzt nicht als super-unglücklich eingeschätzt und sie sich selber wohl auch nicht, wenn sie denn so über sich nachdenken würde ;) Die Pferde denken ja auch nicht „Mensch, wär ich mal lieber in ner schöneren Haltungsform“, die sind ja ganz im Hier und Jetzt und passen sich an das an, was sie haben.

Wenn ich mir ihren Gesundheitszustand über die Jahre angucke, könnte ich eigentlich denken, „hätte ich sie mal lieber im alten Stall gelassen“ (da hatte ich den TA wirklich so gut wie nie da). Wenn ich mir das Pferd im Gesamtpaket angucke (also vor allem nicht äußerlich :P), dann kommt mir der Gedanke gar nicht.

ICH bin noch nicht so richtig glücklich mit der Idee aus meinem „Offenstallpferd“ nun doch wieder ein „Im-Winter-Nachts-Box“-Pferd zu machen, aber Rose nimmt es glaub ich eher so wie es ist. Die ist mit so einer Einzelpaddockbox glaub ganz zufrieden, also auch zumindest nicht offensichtlich unglücklich. Ich befürchte zwar, sie wird eben die ganze Zeit an ihrem Heuballen stehen und nicht auf die Idee kommen, sich hinzulegen, aber abwarten… Eigentlich bräucht ich wahrscheinlich ne Kamera um das wirklich zu überprüfen… ich kann halt vom Fenster aus nicht in die Box gucken. Und im dunklen seh ich schon gleich gar nichts. Und vielleicht kann ich auch haltungstechnisch machen was ich will, vielleicht ist ihr Liegen mit diversen Zipperlein einfach per se nicht mehr angenehm. Dann weiß ich auch nicht :nix:


Was ich aber auch denke: dadurch, dass ich jetzt hier wohne, wird mein Blick, ob stalltechnisch alles ok ist für’s Pferd natürlich noch verzerrter werden. Ist ja so schon schwierig, bis wohin man jetzt Kompromisse macht und wann man dann wirklich wechselt, weil das Gewohnte ja doch meist einfacher ist. Aber ich wohne jetzt hier – wie bescheuert wäre es, wenn ich mein Pferd an nen anderen Stall stellen müsste, weil ich die Erkenntnis hätte, dass es hier nicht gehen sollte. Dann kommt man lieber nicht zu solchen Erkenntnissen… (abgesehen von der weiteren Überlegung: wohin denn dann sonst?) Also klar, im allergrößten Notfall würde ich Rose woanders hinstellen und trotzdem hier wohnen, aber… :seufz: Aber gut, das steht jetzt grad auch nicht zur Debatte.


Und zu deiner Frage, was passieren muss, welche Zeichen ich brauchen würde, um zu sagen, hier geht’s meinem Pferd nicht gut:
Bei meinen immerhin nur zwei Stallwechseln, war es nie so, dass diese eine Reaktion auf ein Zeichen vom Pferd gewesen wären. Ich habe meine Einstellung geändert, auf andere Dinge wert gelegt, mir mehr Wissen angeeignet, bei den Ställen hat sich was für meine Ansichten zum negativen geändert (also z.B. von Koppelgang zu: ohne mein Wissen kein Koppelgang mehr und dann nur mit extra zahlen, da das aber kaum ein anderer wollte, entweder alleine oder mit ständig wechselnden Pferden).

Gut am Pferd sehen kann man das vielleicht nur, wenn es vorher schon mal besser war von der Haltung und es dann zunehmend unzufriedener wirkt.
So kann ich jetzt nur versuchen zu interpretieren: Pferd entspannter – fühlt sich vielleicht wohler. Oder aber ist einfach nur älter und weiser geworden. Oder unsere Beziehung ist besser. Oder ist zu müde um zu erschrecken. Oder… weiß der Geier :P
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DamiP
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Re: Zufriedene Pferde?

Beitrag von DamiP »

Ein wirklich interessantes Thema. Weiß nur gerade nicht wirklich was beizutragen, da ich gerade selber überlege, ob mein Pony in der aktuellen Haltung zufrieden ist.

Gerade finde ich am Stall doch diverse Ecken und Kanten. Noch dazu kenne ich Sarino ja noch nicht so lange, um ihn endgültig abzuschätzen. Was ich jedoch finde, dass er dort im Stall ein ruhiges, entspanntes Auge hat und zwar gern mit mir mit kommt, aber genau so gern auch wieder zu den anderen zurück geht. Das macht für mich schon ein zufriedenes Pferd aus.

Außerdem wohl auch, wie gut sich das Pferd konzentrieren kann. Also ist es vielleicht so im Stress das laufen, fressen oder was auch immer wichtiger ist, oder kann es mir zuhören. Schon bei einfachen Dingen wie führen usw. Da hab ich für mich gerade in der aktuellen Haltung ein großes Fragezeichen. Ich hab das Gefühl die Pferde haben Hunger und zu wenig Bewegungsmöglichkeiten. Ich kann es aber auch nicht einschätzen, weil ich immer zur gleichen Zeit am Stall bin. Selten das ich mal außer der Reihe komme und da sehe, ob die Pferde noch Futter haben. Raus kommen sie ja aktuell aus ihrem Offenställchen nicht und das merke ich auch am Pony. Ich komme besser ihn erst einmal 10 Minuten zum toben auf den Platz zu stellen, als irgendwas vorher von ihm zu verlangen.

Womit er definitiv zufriedener ist und das merkt man auch an seinem Sozialverhalten, ist die Herde. Er kommt zum spielen und die Jungs treiben sich nicht aus Stress sondern man sieht wirklich schönes Spielverhalten. Das macht glaub den Buben um Ecken zufriedener.
Auf seine eigene Art zu denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht auf seine eigene Art denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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