Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Moderator: Keshia

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Hina_DK
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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von Hina_DK »

Romy, möglicherweise kann man es sogar aber dann erarbeitest Du ja mit ihr ganz konkret zwei verschiedene Übungen. Der klassische Schulhalt ist ja ganz klar definiert, so wie Schulterherein auch ganz klar definiert ist und nicht aus Schenkelweichen "erwächst", sondern aus den Vorübungen Stellung und Biegung. Bliebe die Frage, warum man dann einen Umweg geht. In dem Fall erleichtert der Umweg ja nicht den Aufbau der korrekten Übung, da er biomechanisch komplett anders funktioniert. Ich trainiere ja ganz andere Muskeln, die ich am Reitpferd eigentlich gar nicht trainieren will, ganz im Gegenteil.
Viele Grüße
Hina

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Hina_DK
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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von Hina_DK »

Cate, ja genau das meine ich, es sind einfach zwei verschiedene Dinge, die man wenn man so will, auf die selbe Art und Weise abrufen kann. Das eine setzt im Grunde nichts voraus und geht einen anderen Weg, das andere setzt Durchlässigkeit, aufgewölbten Rücken und Stellung und Biegung voraus, aktiviert damit automatisch andere Muskeln und Strukturen.
Viele Grüße
Hina

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Romy
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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von Romy »

Hina_DK hat geschrieben:Bliebe die Frage, warum man dann einen Umweg geht. In dem Fall erleichtert der Umweg ja nicht den Aufbau der korrekten Übung, da er biomechanisch komplett anders funktioniert.
Nun, zumindest in unserem Fall ist das ganz einfach: weil es für meine Pferde motivierender ist und sie es scheinbar logischer finden, den Schulhalt aus dem Steigen heraus zu entwickeln - oder aus irgendeiner anderen Übung, die mit dem Heben der Vorhand zu tun hat, andere Leute bei mir im Forum haben zum Beispiel anstatt dessen die Jambette oder das Stehen auf einem Podest als Grundlage verwendet.

Daher ist mein Weg beim Erarbeiten jeder Übung so, dass wir als Grundstein erstmal die psychische Komponente sicherstellen (also dafür sorgen, dass das Pferd aus eigener Initiative an der Übung arbeiten WILL und diese von sich aus anbietet, egal wie krumm und schief). Erst wenn diese Initiative da ist, versuche ich, das ganze Ding in biomechanisch korrekte Bahnen umzulenken. Für mich und meine Pferde ist das einfach der Weg, der für uns am besten funktioniert und auf dem wir die meiste Freude am Training haben.
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Cate
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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von Cate »

Jetzt muß ich sagen Hina :five: und Romy auch :five: :lol:

Biomechanisch korrekter - und damit letztlich "sinnvoller" - ist die Variante mit korrekter Stellung, Biegung und angehobenem Widerrist, aber die Motivation des Pferdes ist auch ein ganz wichtiger Aspekt. Und clickertechnisch kommt eben erst die Motivation, und dann das Shapen der korrekten Lektion, insofern gehe ich da mit Romy d'accord, für meine Pferde und mich ist das der bessere Weg. :-)
Aber auf jeden Fall ist es eine total spannende Übung, die bei den Pferden nach meinen Erfahrungen eine sehr starke Eigenmotivation hervorruft. :gut:
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Hina_DK
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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von Hina_DK »

Das glaube ich unbesehen, dass die Mitivation über die Clickervariante höher ist :lol: . Stellung, Biegung, Versammlung, Rücken aufwölben, Hanken beugen usw. sind ja nun nicht gerade die bevorzugten Körperhaltungen eines Pferdes :-D . Wenn es nach ihnen ginge, sollten wir ihnen damit bitteschon recht weit vom Leibe bleiben. Es ist einfach ein notwendiges Übel, das sie erdulden sollten, um uns nicht eines Tages als Reiter zu verfluchen.

Aber um mal auf Nora zurückzukommen. Ich glaube, es ist auch nicht so entscheidend, ob ein Pferd eine Piaffe nun tatsächlich kennt, die Tritte sind ja beim Schulhalt uninteressant. Die Piaffe ist nur eben das Sinnbild für ein versammlungsfähiges durchlässiges Pferd, das in der Lage ist, das Becken abzusenken und die Hanken zu beugen. Wenn man es so will, wäre Nora im Prinzip wahrscheinlich befähigt zu piaffieren, ob man das dann macht, ist ja eine andere Sache.

Aber mal ganz neugierig gefragt, da ich mich ja in der Clickerszene nicht so auskenne. Ist da schon jemand bei, der das ganze auch bis zum Ende sozusgen mehr oder weniger lehrbuchreif durchgezogen hat. Muss ja nicht perfekt sein, nur dass man deutlich den Unterschied sehen kann. Also nicht geritten, sondern geclickert. Das würde ich wirklich spannend finden, wenn das wirklich so klappt. Im Grunde wäre das ja bei Nora der Fall aber bei ihr ist das ja nicht ein Umstellen in dem Sinne, denn sie ist ja nach meiner Einschätzung schon ein Pferd, das sich gut versammeln kann. Da ist es ja dann mehr oder weniger nur eine Frage, wie man sie selbst dazu animiert, also "kalt" oder entsprechend vorbereitet. Mich interessieren eher mal Pferde, die man umgestellt hat, ohne dass sie bereits den entsprechenden Versammlungsgrad erreicht haben. Das wäre sehr interssant, denn das würde ja dann tatsächlich einen durchaus neuen und sicher sogar feudigeren Weg dahin eröffnen.
Viele Grüße
Hina

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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von Pirat »

nur schnell reinspring:

ich finde euren austausch sehr, sehr spannend :-D

ihr erweiters gerade meinen horizont :dance1:
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Okapi
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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von Okapi »

Also Hina, ich bin da eher auf deiner Seite ;)
Ich finde es zwar spannend, wie man gewisse Lektionen auch frei aufbauen kann, aber für mich persönlich steht die korrekte Ausführung der Übungen an erster Stelle und da würde ich diesen Umweg nicht gehen wollen. Und grad solche frei geformten Sachen, die eigentlich Ergebnis einer korrekten dressurmäßigen Ausbildung sein sollten, haben für mich häufig den negativen Zirkustricktouch (z.b. Piaffe), eben weil sie dann meistens nicht korrekt sind. Aber vielleicht hab ich einfach noch nie ein richtiges Beispiel gesehen.

Aber das schließt Clickern trotzdem nicht aus, finde ich. Ich kann doch biomechanisch korrekt nach Lehrbuch am Schulhalt arbeiten (also an Kappzaum/Trense mit allen nötigen Vorübungen) und das trotzdem durch Clickern bestärken. Ich finde nicht, dass mein Pferd damit weniger motiviert ist.
Das hat ja auch mit "Clickerszene" nichts zu tun. Nur weil man clickert, muss man ja nicht alles komplett frei formen.

Zum Thema Schulhalt finde ich auch das Video hier sehr anschaulich: http://www.youtube.com/watch?v=dkk8K96F71g
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wiassi
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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von wiassi »

Ich scjließe mich dem an, die korrekte Erarbeitunf über Gymnastizeirung ist für mich unerläßlich. aber die GrundIdee geben für eine Bewegungsablauf kann man sicher auch per clicker oder wie wir über horsemanship, etwa für Piaffe das heben der diagonalen Beinpaare. Geht man dann den korrekten Weg, fällt dem Pferd einiges leicher zu begreifen. so war es bislang bei meinem, wobei wir auch noch auf dem Weg sind wie gesagt. Und soo weit weg ist das auch nicht. Wenn man sich das BB Video ansieht, was Hina verlinkt hat, siehrt man in der Anfangssequenz schön wie ohne Reiter die Idee ger Gewichtsverlageung nach hinten flüssig abrufbar ist. Auch hier gibt es also vorbereitende Übungen. Ich muss mich doch wohl mal intensiver mit BB beschäftigen... :whistle:
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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von Cate »

Ich finde nicht, dass das eine das andere ausschließt :nix:

Für mich ist es völlig logisch, dem Pferd erst die Idee der Bewegung zu vermitteln - völlig unabhängig davon, wie ich das tue - und dann an der Ausformung der Lektion zu feilen.
Ich glaube auch nicht, dass man das mit einem völlig untrainierten Pferd korrekt erarbeiten kann, eine gewisse "Vorbildung" braucht das Pferd sicherlich. Auf dem von Okapi verlinktem Video sieht man doch auch sehr deutlich, dass das Pferd erst einige - vermutlich sogar etliche - Vorübungen braucht bevor es die Lektion korrekt ausführen kann. Ob ich diese Vorübungen nun mit oder ohne CT, frei oder mit Zäumung mache, ist doch unerheblich :-e
Und weder Romy noch ich haben behauptet, dass unsere Pferde das schon perfekt beherrschen .... wir "kämpfen" halt noch mit den Vorübungen :mrgreen:


EDIT - und weil mich das so fasziniert, geh ich jetzt noch das Finchen ärgern .... :teehee:
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Re: Der Schulhalt - Levadevorbereitung? Sinn und Unsinn?

Beitrag von Hina_DK »

Ich finde, der Einsatz des Clickers bei solchen Lektionen, würde vielen Leuten und vor allem den Pferden wirklich das Leben erleichtern und auch mehr Freude bringen. Davon bin ich überzeugt, denn das kann man auch mit Ausrüstung. Mir fallen bei den Videos, die die Erarbeitung des Schulhalts am Kappzaum zeigen, immer wieder Momente auf, wo man schlicht und einfach vergessen hat, das Pferd für die in dem Moment richtigen Ansätze zur korrekten Ausfühung zu loben. Woher soll das Pferd erkennen, dass das korrekt war? Man läuft Gefahr, dass das Pferd beim nächsten mal versucht, genau das nicht wieder abzurufen, sondern etwas anderes anzubieten. Ein pauschales Lob in einem gewissen Zeitrhytmus wäre mir da auch eindeutig zu wenig Anerkennung für die Leistung. Man verschenkt damit so viel.

Aber weil auch hier die Piaffe angesprochen wurde. Auch hier wäre es ja am Ziel vorbei, wenn man das Pferd auf der Stelle trippeln lässt und das bestärkt. Das kann im Grunde jedes Pferd, kann man auch clickern, dass es trippelt aber dann sitzt man auch hier in einer Sackgasse, wie dann weiter zur Piaffe? Über den Weg des Trippelns komme ich da nicht hin, denn auch hier arbeite ich an ganz anderen Muskeln. Jedoch, wenn ich mit dem Pferd trabe und ich jeden Schritt, der Richtung Versammlung geht, positiv bestärke, komme ich auf dem kürzesten Weg direkt zur Piaffe. Dann trippelt das Pferd rein optisch auch aber es ist ein vollkommen anderes Trippeln. Das Pferd baucht aber keine Idee vom Trippeln, sondern eine Idee vom Versammeln, dessen Folge das Trippeln ist. Und, da ich das selbst schon mal gesehen habe, das geht schneller, als man glaubt, wenn die Systematik hinhaut. Da sind Umwege, die nicht zum eigentlichen Ziel führen, im Grunde Zeitverschwendung. Schneller als man glaubt, gehts aber natürlich auch nur, wenn auch da die vorbereitenden Übungen erfolgt sind.

Ziel der gymanstizierenden Lektionen ist ja ausschließlich die Gymnastizierung und nicht das Abrufen eines äußeren scheinbaren Erscheinungsbildes. Ich krame da immer wieder gerne das Schulterherein vor, weil das für alle im Grunde die Sache am deutlichsten aufzeigt. Ich kann SH korrekt über Stellung und Biegung erarbeiten, ich kann SH aber nicht über ein modifiziertes Schenkelweichen erarbeiten, das hat keinen gymnastizierenden Effekt, auch wenns ähnlich wie Schulterherein ausschaut, zumindest fällt vielen Reitern und auch Turnierrichtern irgendwie nicht auf, dass das ein SH ohne Biegung, also kein SH ist.
Viele Grüße
Hina

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