Die Ausbildungsskala...

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Fionnlagh
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Fionnlagh »

Schnucke hat geschrieben: So 9. Jul 2017, 12:41 Hm, also ich find die Frage interessant. Würd mich auch interessieren wie dein Stallkollege da argumentiert hat.
"Alles, was nicht in Versammlung geritten wird, ist auf der Vorhand und schlecht für´s Pferd." Das war so seine Pauschalaussage ;)
Und ja, es geht wirklich darum praktisch von Anfang an eine Versammlung zu erreiten und die gesamte Reiterei über zu erhalten. Klar ist man nicht von Anfang an in der perfekten Versammlung, aber es wird versucht von Anfang an, das Pferd vorne rauf zu bekommen und sich hinten zu setzen. In seinen Augen ist jedes V/A schädlich fürs Pferd (er ist da sehr dogmatisch, weshalb es schwierig ist, das ausführlicher zu diskutieren). Deshalb wird von Anfang an das Pferd immer langsamer gemacht und nur Seitengänge geritten. Alles andere ist dann nicht klassisch, so seine Aussage.



Zu den Akademikern:
Ich hab da ja selber rein geschnuppert, hab bei Kursen zugeguckt, hatte ein paar Reitstunden (nicht mit meinem Pferd) und ein paar Bodenarbeitsstunden (mit meinem Pferd). In einer recht großen und sehr bekannten Facebook-Gruppe zum klassischen Reiten taucht immer wieder die Frage auf, ob die Akademiker überhaupt zu den Klassikern dazu gezählt werden können...
Ich persönlich bin ja nun einen Kurs nach Anj. Ber.. mit geritten und habe mir einen anderen Kurs als Zuschauerin angeguckt und muss sagen, dass mich das stark an die Akademiker erinnert hat. Wenn das eine nicht als klassisch gilt, dann das andere in meinen Augen auch nicht. Wobei man da natürlich erst mal definieren müsste, WAS genau den "klassisch" in der Reiterei überhaupt ist ;)
Jedenfalls, um auf die SdA zurück zu kommen, halten diese "Strömungen" meinem Eindruck nach sich tatsächlich nicht an die SdA, was mich eben irritiert, da (s.o.) ich davon ausgegangen bin, alles basiert irgendwie auf der SdA. Mir persönlich gefällt auch die Reiterei nicht, die ich da bisher zu sehen bekommen habe. Ich habe mich zwar sicher noch zu wenig damit beschäftigt, um ein wirklich abschließendes Urteil dazu abgeben zu können, aber meines ist es halt nicht.



@ad all: Ich denke schon auch, dass es mehrere Wege gibt, die zum Ziel führen. Ich dachte nur bisher, dass die SdA eine Art biologischer Gesetzmäßigkeit darstellt. Also so wie die Wolken müssen weg, damit man die Sonne sieht ;) . Genau so braucht es eben den Takt um eine Losgelassenheit zu erreichen (als Beispiel). Also sprich, eine automatische auf Grund biologischer Verhältnisse gegebene Tatsache, die man vielleicht zu anderen Zeiten anders genannt hat, die aber trotzdem immer (und überall) schon galt ;) . WIE man zu den einzelnen Punkten der SdA kommt, ist ja darin nicht festgelegt. Da gibt es sicher mehrere Wege.
Versteht man mich?
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Biggi01
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Biggi01 »

Ich hab übrigens mal gegoogelt, es gibt beim Westernreiten auch eine Skala der Ausbildung :). Und die ist sogar ähnlich der der FN.

Aber meiner Meinung nach ist die Skala der Ausbildung eben keine biologische Gesetzmäßigkeit. Sondern die Leute, die damals die Pferde fürs Militär ausgebildet haben, haben sie "erfunden". Weil sie funktioniert hat und die Pferde eben nach diesem Schema erfolgreich ausgebildet wurden. Zum Ziel der "Gebrauchsreiterei", also längere Strecken im Gelände den Reiter zu tragen.

Die Barocken Reitweisen waren ja eher "Kunstformen" mit eben anderen Zielen (höchste Versammlung, Schulsprünge usw.)
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Schnucke
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Schnucke »

Interessant.....
...ich hab ja das Angebot übern Tellerrand zu spicken und bei einer BB Schülerin (ohne Ritterprüfung) auf ihrem weit ausgebildeten Pferd RU zu nehmen. Ansich interessierte mich BB Hintergrund wenig, bzw. hat mich eher abgeschreckt, ich wollte eher eine Sitzkorrektur (ok die Sizen auch anders) die Frau ist Physiotherapeutin und macht angeblich hervorragende Sitzschulkung und sieh eben wos beim Reiter hakt.
Auf der anderen Seite gibt es in erreichbarer Entfernung eine klassische Ausbilderin (Ritterin, die das aber nur noch in ihrem Werdegang aufführt nicht speziell damit wirbt) die anschließend bei einem Spanier (den ich gut fand beim Kurs) und jetzt seit Jahren bei DoB (ehm. SRS) und Klaus Krzisch (ehm. SRS) hat, sie reitet ihre Pferd durchaus vorwärts (sehr sogar) auch VA. Bei ihr hatte mich bisher auch die BB Sache gestört (hier ist irgendwie ein Nest) und mir gefällt nicht alles was sie reitet.

ABER beide nennen sich klassisch, ich glaub auch dort gibt es mehrere Strömungen.
A.B. ist sehr von den Spaniern geprägt, davon hab ich nun noch nicht sooo viele gesehen (Live) aber was ich zB vom neuernannten einzigen noch lebenden Meister der klassischen Reitkunst JMO und den Schülern der Stables auf Videos gesehen hab hat mich schlichtweg abgeschreckt. Also ich glaub da gibt es unter den Spaniern auch noch unterschiedliche Strömungen.
Die Wiener, die die noch gut geritten sind, sind ja auch klassisch, reiten aber auch VA.
PK. ist auch klassisch, wenn auch nochmal etwas anders, aber auch klassisch.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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Sheitana
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Sheitana »

https://de.wikipedia.org/wiki/Ausbildungsskala

Hier weiter unten wird die Skala der Westernreiter genannt.
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sacramoso
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von sacramoso »

Sheitana hat geschrieben: Mo 10. Jul 2017, 10:31 Hier weiter unten wird die Skala der Westernreiter genannt.
Nun, die ist ja von der FN-Skala nicht weit entfernt.

BTW: zum Thema Unterschiede Dressur vs klassische Dressur hatten wir auch schon mal einen Thread hier:
viewtopic.php?f=11&t=4661
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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Sheitana
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Sheitana »

Das ist sich schon sehr ähnlich, ja... :-n

Ich denke der eklatante Unterschied ist der der Nachgiebigkeit.
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_Eva
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von _Eva »

Ob allgemein Westernreiter nach der SdA vorgehen, kann ich nicht sagen.
Ich finde allerdings, dass die Basis bei einem Freizeit-Westernpferd genauso aussieht wie bei jedem anderen Freizeitpferd auch :nix:

Allerdings wird er nur auf gebogenen Linien geritten, also immer in leichter Versammlung :?:
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Zaubermieze
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Zaubermieze »

Fionnlagh hat geschrieben: Mo 10. Jul 2017, 09:10 @ad all: Ich denke schon auch, dass es mehrere Wege gibt, die zum Ziel führen. Ich dachte nur bisher, dass die SdA eine Art biologischer Gesetzmäßigkeit darstellt. Also so wie die Wolken müssen weg, damit man die Sonne sieht ;) . Genau so braucht es eben den Takt um eine Losgelassenheit zu erreichen (als Beispiel). Also sprich, eine automatische auf Grund biologischer Verhältnisse gegebene Tatsache, die man vielleicht zu anderen Zeiten anders genannt hat, die aber trotzdem immer (und überall) schon galt ;)
Ich denke, die biologischen Gesetzmässigkeiten gibt es schon, aber die hängen auch von verschiedenen Aspekten ab. Z. B. Ist das Pferd eher für Schub- oder Tragkraft gebaut? Da gibt es nicht nur Unterschiede in den Körperproportionen, sondern, wenn ich mich recht erinnere, auch im Aufbau der Muskeln und Faszien. Auf die Gefahr hin, mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, würde ich behaupten, dass die FN-Reiterei mit der Skala der Ausbildung eher dem Training der Faszien zuzuordnen ist (regelmässige, gleichförmige Bewegung -> Schub- vor Tragkraft, ausdauernde Arbeit) und dementsprechend mit den passenden Pferdetypen besonders gut funktioniert, während die Strömungen, die die Versammlung in den Vordergrund stellen, eher über die Muskulatur arbeiten und vermehrt Kraft trainieren.

Die SdA ist ein vereinfachtes theoretisches Konstrukt, das grundsätzlich schon seine Richtigkeit hat, aber im Endeffekt komplexer ist, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Die einzelnen Punkte beeinflussen sich ja gegenseitig, nicht nur von unten nach oben in der Pyramide.
Je m'efforcerai de donner le meilleur de moi-même, afin que ces chevaux me jugent bien dans leur gentillesse et que l'harmonie règne par l'entente entre deux êtres vivants.
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Sheitana »

Eigentlich ergeben sich die verschiedenen Reitweisen doch nur aus den Pferdetypen, aus deren Region sie entstammen, oder?

Die FN-Linie ist ideal für das deutsche Durchschnittswarmblut, die akademische Reitkunst passt zum Barockpferd, die Westernreiterei zum Westernpferd.

Eigentlich hab ich als Reiter ja nicht wirklich Mitspracherecht, welche Reitweise mir gerade gefällt *gg* Das Pferd und sein Exterieur sind da doch alleine der Entscheider.

So ein bisschen dazwischen sehe ich z.B. PK.
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Fionnlagh
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Fionnlagh »

Biggi01 hat geschrieben: Mo 10. Jul 2017, 09:20 Aber meiner Meinung nach ist die Skala der Ausbildung eben keine biologische Gesetzmäßigkeit. Sondern die Leute, die damals die Pferde fürs Militär ausgebildet haben, haben sie "erfunden". Weil sie funktioniert hat und die Pferde eben nach diesem Schema erfolgreich ausgebildet wurden. Zum Ziel der "Gebrauchsreiterei", also längere Strecken im Gelände den Reiter zu tragen.
Danke dir! Das macht mein Bild tatsächlich etwas klarer. Wobei mir völlig die Fantasie fehlt, mir vorzustellen wie man ohne Takt eine Losgelassenheit erreichen will, aber dazu hab ich sicherlich zu wenig Ahnung von der Materie.

Schnucke hat geschrieben: Interessant.....
Ja, das finde ich auch. Deshalb rede ich gerne darüber ;)
Und ja, bei uns ist auch ein BB-Nest ;)


Zaubermieze hat geschrieben: Ich denke, die biologischen Gesetzmässigkeiten gibt es schon, aber die hängen auch von verschiedenen Aspekten ab. Z. B. Ist das Pferd eher für Schub- oder Tragkraft gebaut? Da gibt es nicht nur Unterschiede in den Körperproportionen, sondern, wenn ich mich recht erinnere, auch im Aufbau der Muskeln und Faszien. Auf die Gefahr hin, mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, würde ich behaupten, dass die FN-Reiterei mit der Skala der Ausbildung eher dem Training der Faszien zuzuordnen ist (regelmässige, gleichförmige Bewegung -> Schub- vor Tragkraft, ausdauernde Arbeit) und dementsprechend mit den passenden Pferdetypen besonders gut funktioniert, während die Strömungen, die die Versammlung in den Vordergrund stellen, eher über die Muskulatur arbeiten und vermehrt Kraft trainieren.
Du meinst also wie der Unterschied zwischen einem Bodybuilder und einem Leichtathleten? ;)


Sheitana hat geschrieben: Eigentlich ergeben sich die verschiedenen Reitweisen doch nur aus den Pferdetypen, aus deren Region sie entstammen, oder?

Die FN-Linie ist ideal für das deutsche Durchschnittswarmblut, die akademische Reitkunst passt zum Barockpferd, die Westernreiterei zum Westernpferd.

Eigentlich hab ich als Reiter ja nicht wirklich Mitspracherecht, welche Reitweise mir gerade gefällt *gg* Das Pferd und sein Exterieur sind da doch alleine der Entscheider.

So ein bisschen dazwischen sehe ich z.B. PK.
Mh, ich weiß nicht... klar ist ein barockes Pferd eher für Aufrichtung gezüchtet worden, aber deshalb nur in Aufrichtung reiten? Von Anfang an, die ganze Zeit? :kratz:
Also ich hab ja auch ein barockes Pferd, bin aber der Meinung, dass die akademische Geschichte für uns gar nix ist. Mh, da muss ich noch etwas drüber nachdenken :kratz:
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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