Die Ausbildungsskala...

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Beate1712

Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Beate1712 »

Mach ich genauso. Ich nehm den Galopp recht zeitig dazu, weil meine Pferde sich im Galopp am Besten lösen. Versammlung ist bei meiner Jungstute noch kein Thema, da ist eine gute Arbeitshaltung das höchste der Gefühle. Richtig Gewicht nach hinten verlagern mach ich da momentan nur kurz am Boden.
Bei den anderen sind das auch Sequenzen von vielleicht 10-20m um sie danach schon wieder zu entlassen.
Was ich so oft sehe, ist gerade in der Ausbildung der Pferde, dass sich die Leute zu wenig Zeit für den Takt nehmen. Immer wird sofort deutliche Verbindung zum Maul aufgenommen....... man muss ja schließlich lenken. :roll:

Gerade bei jungen Pferden bewirkt das dann fast immer, dass sie anfangen den Rücken festzuhalten.

Takt ist also immer der Anfang. Und zwar wie ein Metronom, ganz locker und zwanglos, mit dem Hals zum Balancieren. Daraus ergibt sich Losgelassenheit meist von allein, weil das Pferd nicht gestört wird im Prozess des physischen und mentalen Loslassens.
Die Anlehnung entsteht dann durch das anbieten eines leichten Kontaktes zum Gebiss. Das ist manchmal kniffelig, besonders bei hochgezogenen Pferden mit leichtem Genick.

Was ich an der Reihenfolge allerding verändere ist Geraderichten. Geraderichtung kommt bei mir vor ( bewusst gerittenem) Schwung. Zumindest im Ansatz. Denn solange VH und HH nicht auf einer Linie sind, kann mM. nach gleichmäßiger, gesunderhaltender Schwung nicht gezeigt werden.
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Heupferdchen
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Heupferdchen »

Spannende Diskussion, die ich leider viel zu spät entdeckt habe. Meine Frage - viel zu interessant, im sie als PN zu stellen - führt noch weiter ins OT:
Ich stimme mit Sacra überein, dass auch Reiter eine Ausbildungsskala brauchen. Wie sieht die für euch aus? An welchen Punkten arbeitet ihr konkret während einer Reiteinheit?
Beate1712 hat geschrieben: Fr 21. Jul 2017, 09:00 Genau. Und da steht man dann als Lehrer ziemlich zwischen Baum und Borke. Denn in der "anderen Kategorie " gibts dann auch noch die Unterteilung in die, die nicht wollen und die, die wollen, aber nicht können. ;-)
Die einen von den anderen zu unterscheiden geht noch recht schnell. Alle die wollen, aber nicht können, sind die angenehme, dankbare Fraktion. Sicher werden sie nie so weit kommen, wie talentiertere Reiter. Aber man kann ihnen Spass an dem vermitteln, was sie tun. Auch wenns nicht perfekt ist. Denn diese Pferdebesitzer haben auch gar keinen Anspruch an Perfektion. Sie freuen sich öfter und mehr über die kleinen Erfolge.
Die , die unterbewusst gar nicht wollen, sind die schwierigsten Kandidaten.
Das ist nicht böse gemeint - aber ein wenig schockiert mich diese Aussage schon. Wie gestaltest du die Ausbildung eines talentierten Reiters? Wie die eines untalentierten Reiters? Teilst du auch deine Berittpferde in solche Kategorien ein?

Mir will immer noch nicht in den Kopf, warum gerade im Reitsport dieses ominöse Talent eine so große Rolle spielen soll.
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Sheitana
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Sheitana »

Es gibt aber leider genug Menschen, die so wenig Kontrolle über ihren Körper haben, dass sie die Dinge die wichtig sind schlicht nicht umgesetzt kriegen und das auch nie lernen werden. Ich hab da den Ein oder Anderen in meinem Leben kennen gelernt. Das sind deshalb keine schlechten Pferdemenschen, die können super gut in Bodenarbeit sein und reiterlich nur Spazierreiter (und die Gesunderhaltung des Pferdes am Boden fördern), aber sie werden eben nie richtige Reiter. Ist doch nichts Schlimmes :nix:
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Sheitana
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Sheitana »

Oh sorry, das war auf Heupferdchen bezogen, wollte eigentlich zitieren :shy:
Mir will immer noch nicht in den Kopf, warum gerade im Reitsport dieses ominöse Talent eine so große Rolle spielen soll.
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Heupferdchen
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Heupferdchen »

Sunday hat geschrieben: Fr 1. Sep 2017, 13:07 es ging aber doch darum wie man es im Idealfall machen würde, wenn jemand reiten lernen möchte, oder?
:-n
Ich denke, am Körpergefühl arbeitet jeder von uns, oder? Ich jedenfalls. Wenn ich Reitvideos von mir sehe und das mit dem Reitgefühl vergleiche, gibt's immer noch Unterschiede. Man kann aber durchaus was tun für ein besseres Körpergefühl. Oder gibt es da einen Grad, wo alles zu spät ist und man nur noch sagen kann 'kauf dir besser ein Fahrrad'?
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Sheitana
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Sheitana »

Ich finde auch nicht, dass diese Leute sich ein Fahrrad kaufen sollten :-u
Nur unter Umständen ist der Traum mit den Pferd unterm Sattel durch die Halle zu schweben eben auch nicht erreichbar. Deswegen gibt es ja genug, was man sonst mit dem Pferd machen kann.
Ich erinnere mich an jemanden, die hatte ein SO schlechtes Körpergefühl, da hat man jede Reiteinheit wieder völlig am Anfang angefangen. Da gab es auch nach vielen geduldigen Einheiten so wenig Fortschritt, dass sie kaum einen Schritt alleine oben sitzen konnte. Ich glaube nicht, dass das jemals was geworden wäre. Manche haben ihr Nicht- Talent versucht durch Kraft zu ersetzen. Da fehlte es dann an Empathie.

Es gibt soviele Möglichkeiten mit Pferden, muss ja nicht immer das Reiten sein.

Ich würde in meinem Leben z.B super gerne singen. Kann ich nicht. Lerne ich auch nimmer, es hört sich auch wenn ich die Töne treffe schlicht nicht schön an. Manchmal ist das einfach so.
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von ehem User »

Warum hält sich der Glaube ans Talent eigentlich so?
Völlig unabhängig vom Reiten jetzt - es ist doch mittlerweile bekannt, dass einen 'Meister'/'Könner'/'Experten' nur zu höchstens 10% natürliche Begabung ausmachen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass es JEDER bis zumindest zu den anderen 90% schaffen könnte.

Es kommt halt jeder mit anderen Voraussetzungen rein, aber ein guter Reitlehrer schafft es, dort anzusetzen, wo der jeweilige Schüler es braucht. Auch wenn das erstmal das Körperbewusstsein ist oder andere Dinge, die Voraussetzung für die Arbeit am Sitz oder die Hilfengebung sind.

Am schwierigsten sind wirklich diejenigen, die mehr aus Pflichtbewusstsein denn aus wirklichem Willen Unterricht nehmen.
Aber auch die könnten es theoretisch hinbekommen, Körpergefühl, Sensibilität etc. kann man ja alles lernen. Das Problem liegt dann eher an der fehlenden Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen (was ja auch schwerer ist als einfach nur das Pferd zurechtzuformen).
ehem User

Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von ehem User »

Topbeitrag Plüschtiger! Unterschreib ich 100%
Beate1712

Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Beate1712 »

Sheitana hat geschrieben: Fr 1. Sep 2017, 11:35 Es gibt aber leider genug Menschen, die so wenig Kontrolle über ihren Körper haben, dass sie die Dinge die wichtig sind schlicht nicht umgesetzt kriegen und das auch nie lernen werden. Ich hab da den Ein oder Anderen in meinem Leben kennen gelernt. Das sind deshalb keine schlechten Pferdemenschen, die können super gut in Bodenarbeit sein und reiterlich nur Spazierreiter (und die Gesunderhaltung des Pferdes am Boden fördern), aber sie werden eben nie richtige Reiter. Ist doch nichts Schlimmes :nix:
Sheitana hat es auf den Punkt gebracht.
Und Plüschtiger hat völlig Recht. Genau diese Bereitschaft zur Selbstreflektion gehört neben eigener Körperwahrnehmung für mich eben auch mit zum "Talent"
Und damit ich hier nicht missverstanden werde: Die Einteilung , die ich da vornehme ist lediglich eine Einteilung, keine Wertung. Und natürlich aboslut kein Maßstab für mein Engagement als Lehrer. !!! ;-)
Und ja, ich teile auch meine Berittpferde danach ein.

Nach meiner Meinung muss ein guter Trainer diese Unterschiede schnell erkennen können und diese Einteilung auch vornehmen. Warum?

Weil es für qualitativ guten Unterricht zwingend erforderlich ist, für verschiedene Typen verschiedene Wege und Methoden einzuschlagen. Wer die verschiedenen Typen nicht erkennt, hat da Probleme. Und dann werden immer die einen überfordert und/oder die anderen unzufrieden sein. Ob Pferd oder Mensch.
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Sheitana
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Re: Die Ausbildungsskala...

Beitrag von Sheitana »

Talent ist für mich, wenn ich dem Reiter sage "mach xy mit deinem Körper" und er es ohne groß nachzudenken, ohne Übung und ohne Schwierigkeiten sofort schafft auf dem Pferd umzusetzen.
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